„In Armut aufzuwachsen, bedeutet für viele Kinder unverändert, selbst lebenslänglich arm zu bleiben.“

Nach den Sommerferien überall das gleiche Bild in Deutschlands Familien: Kinder bringen eine lange Einkaufsliste mit nach Hause. Hefte, Füller, Zirkel, Taschenrechner, neue Turnschuhe für den Sport, Schlappen für den Hort. Das alles geht ins Geld. Deshalb ist es eine gute Sache, dass bald bei vielen bedürftigen Familien der Corona-Bonus der Bundesregierung auf dem Konto landet.

Nur 300 Euro? Ist das nicht läppisch? Wer so denkt, kennt die triste Lage vieler Eltern, Alleinerziehender und Kinder nicht. Jedes fünfte Kind in Deutschland gilt als arm. Das hat im Alltag gravierende Folgen. Eine Studie für den Paritätischen Wohlfahrtsverband kam zu dem Ergebnis, dass die ärmsten zehn Prozent der Paarhaushalte mit einem Kind um die 360 Euro im Monat für ihren Nachwuchs ausgeben können. Bei den reichsten zehn Prozent sind es 1200 Euro.

Konjunkturell gesehen dürfte er zwar keinen großen Wumms auslösen. Doch zu verachten sind über vier Milliarden als Nachfrageschub auch nicht.

Der Kinderbonus vermittelt vor allem eine richtige Botschaft: Wir sehen euch und die Nöte eurer Kinder. Da der Bonus nicht mit der Grundsicherung verrechnet wird, kommt er dort an, wo er auch hinmuss.

Es muss aber deutlich mehr passieren. Eine eigenständige gesetzliche Kindergrundsicherung ist überfällig. Keine Partei sollte nach der Wahl im kommenden Jahr einen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem nicht alle Kinderleistungen gebündelt und fair berechnet worden sind.

Kinder sind kein Anhängsel ihrer Eltern. In Armut aufzuwachsen, bedeutet heute für viele Kinder leider unverändert, selbst lebenslänglich arm zu bleiben. Das kann und darf sich eines der reichsten Länder der Welt nicht leisten.