„Am Ende ist es also doch gut, zu wissen, auf wen man in unruhigen Gewässern vertrauen kann, wer stets Kurs hält und verlässlich informiert.“

„Nimmt man die Chance aus der Krise, wird sie zur Gefahr. Nimmt man die Angst aus der Krise, wird sie zur Chance.“ – Eine Volksweisheit

Sehen wir schon Licht am Ende des Tunnels, oder steht uns das Schlimmste erst noch bevor? Beides ist nur sehr schwer zu beantworten. In der Corona-Pandemie wechseln ständig Licht und Schatten. Auf zuversichtlich stimmende Berichte über mögliche funktionierende Impfstoffe gegen Covid-19 folgen verärgernde Bilder über Urlauber, die auf Inseln feiernd so tun, als ob es dieses gefährliche Virus nie gegeben hätte. Was nun dazu führen wird, dass alle Urlauber in Risikogebieten nach ihrer Rückkehr schon am Flughafen zwingend auf Covid-19 getestet werden sollen.

Soweit, so aufwändig. Aber auch nachvollziehbar, denn es besteht zurecht die Sorge, dass die Mutter aller Corona-Infektionsherde, das österreichische Ischgl, nun aus den Bergen ans Meer verlegt werden könnte. Somit kommt die Gefahr möglicherweise wieder näher, als uns lieb ist, zum Beispiel mit dem Flugzeug am Flughafen Hannover an. Allein durch die Sommerferien und die Rückreisenden aus dem Urlaub könnten auch in unserer Region die Infektionszahlen wieder ansteigen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) hat in dieser Woche bei seinem Besuch im Rahmen seiner Sommertour in Braunschweig auch darauf hingewiesen. Man kann sich nun fragen, warum gerade den Wirtschaftsminister diese Frage umtreibt. Er weiß, wie schnell steigende Infektionszahlen zu lokalen Lockdowns führen können. Jede Einschränkung hat unmittelbar Auswirkungen auf die Wirtschaft. Für den Wirtschaftsminister ist es darum ein wichtiges Thema. Aktuell ist die Anmeldepflicht einer Insolvenz rückwirkend zum 1. März vorerst bis zum 30. September ausgesetzt. Bislang blieb die Pleitenwelle deshalb aus. Der erfahrene CDU-Politiker ist sicher kein Hasenfuß. Aber auch er befürchtet einen „heißen Herbst“ mit bis zu 7000 Insolvenzen im Gastro-/Hotelgewerbe und bis zu 5000 im Einzelhandel Niedersachsens (die Zahlen beruhen auf Umfragen der Fachverbände). „Ich hoffe, dass ich widerlegt werde“, sagte er in Braunschweig. Darüber hinaus hält er es für zwingend notwendig, Betrieben auch die Chance auf einen gesunden Neustart aus der Insolvenz heraus zu ermöglichen.

Eine solche wäre für den Minister auch die politische Entscheidung, die Kurzarbeit auf 24 Monate zu verlängern. Vor allem für die vielen niedersächsischen Arbeitsplätze an den verschiedenen Airbus-Standorten wäre dies aus seiner Sicht zwingend geboten. Wenn nicht, stehen rund 6000 Arbeitsplätze bundesweit auf dem Spiel. „Das würde uns massiv treffen, das wäre eine Katastrophe“, sagte Althusmann. Er sagt aber auch: Er rechne fest mit der Entscheidung in Berlin über die Verlängerung der Kurzarbeit. Hoffnung in der Krise.

Weil es eine Pandemie dieses Ausmaßes mit einhergehender Wirtschaftskrise noch nicht gegeben hat, ist man sich in vielen Bereichen einig, dass es zur Bewältigung dieser besonderen Situation auch besondere Maßnahmen braucht. Also Rezepte, die man sonst nicht anfasst. Zurück zum Handel: Von der Mehrwertsteuersenkung allein wird dieser in Corona-Zeiten nicht überlebensfähig. Die zeitweise Reduzierung um drei Prozent bringt noch nicht die erhoffte Wirkung. „Außerdem ist sie für die Unternehmen ein wahnsinniger Aufwand für sechs Monate“, bremst auch IHK-Präsident Helmut Streiff zu hohe Erwartungen. Chance vertan? Althusmann kann es sich vorstellen, die Mehrwertsteuer dauerhaft auf 16 Prozent zu senken. Das gab’s ja schon mal. Ist also nicht neu.

In dieser Woche wurde mit allen Beteiligten im Land versucht, einen Ausnahmsweise-Corona-Kompromiss für weitere verkaufsoffene Sonntage zu finden. Denn nach wie vor geht die Angst um, dass die Innenstädte durch Corona ausbluten könnten. Wirtschaftsminister Althusmann hatte schon am Anfang der Woche gemutmaßt, dass die Verhandlungen mit Verdi diesbezüglich keine einfachen werden würden. Dass dann aber offenbar ein bereits von allen akzeptierter Kompromiss im Nachhinein von der Gewerkschaft wieder dementiert und einkassiert wurde, lässt schon staunen. Natürlich muss der Sonntag grundsätzlich geschützt bleiben. Doch das Verhalten Verdis in diesen Krisen-Zeiten, die uns alle wirklich fordern, scheint hier nicht Chancen-orientiert zu sein. Unverständlich.

Auch journalistisch war diese Woche eine bewegende. Unsere Berichterstattung über die Braunschweiger Influencerin Anabel Schunke hat für viel Diskussion und für einige Reaktionen pro und contra gesorgt. Das vorweg: Uns ging es nicht darum, eine in sozialen Netzwerken erfolgreiche junge Frau an den Pranger zu stellen. Oder wie es der andere Teil der Leser sah: Ihr unnötigerweise eine große Bühne für ihr rechtslastiges Tun zu geben. Aber natürlich muss es uns als Pressevertreter von Berufswegen darum gehen, auch solche Themen anzupacken. Es muss dargestellt werden, was in Sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram passiert, wie auch die Braunschweiger Influencerin die Möglichkeiten der digitalen Netzwerke (für sich) nutzt. Und wie groß die Gefahr ist, dass Menschen sich leichtgläubig beeinflussen lassen – auch in ihrer Meinung über Flüchtlinge. Wir Medien erklären und hinterfragen. Das ist unser Job. Das war und ist auch in der Corona-Berichterstattung so. Deshalb haben die klassischen Medien zum Glück an Zuspruch gewonnen.

„Solche Leute nennen sich Journalisten“, hatte Anabel Schunke über unsere Berichterstattung öffentlich in einem langen Beitrag gelästert, mit der Intention, ihrer Fanschaft erneut Futter zu gegeben. Ja, genau: Wir sind Journalisten, die diesen Beruf gelernt haben. Wir sind der Wahrheit verpflichtet, wir recherchieren und bieten Fakten. Im Internet halten sich nicht alle an diese Grundsätze. Am Ende ist es also doch gut, zu wissen, auf wen man in unruhigen Gewässern vertrauen kann, wer stets Kurs hält und verlässlich informiert. Auch das sollte man als Chance in Krisenzeiten begreifen.