„Eine Frau muss für jeden Schritt eines Mannes zwei machen.“

Es gibt mehr Abiturientinnen als Abiturienten, mehr Akademikerinnen als Akademiker. Und nur unwesentlich weniger Frauen als Männer studieren BWL – das Fach, das für eine Führungsposition vorbereiten soll. Dennoch sind unsere Chefetagen immer noch vor allem eines: männlich.

In Braunschweig liegt der Anteil der Frauen in Führungspositionen kommunaler Unternehmen bei
5,6 Prozent. In ganz Niedersachsen sieht es nicht viel besser aus. Am besten kommen Frauen in Bereichen weg, die in der Corona-Pandemie von Bedeutung sind – aber selbst hier ist es an der Spitze mau: In Kliniken liegt der Anteil von Ärztinnen in Top-Positionen bei gerade einmal 25 Prozent. Dabei ist der Großteil der Ärzt*innen weiblich. Nun kann man sich viele Gründe dafür einfallen lassen. Sind Frauen weniger qualifiziert? Liegt es daran, dass sie wegen möglicher Kinder nicht so hart arbeiten können wie Männer? Sind sie zu emotional? Irgendetwas wird sich schon finden, um zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist. Oder: Man kann sich eingestehen, dass das System sexistisch ist. Dass Frauen genauso gut für diese Berufe geeignet sind – aber strukturell benachteiligt werden. Dass eine Frau für jeden Schritt eines Mannes zwei machen muss. Dass Frauen bei gleichen Voraussetzungen den Job eher nicht bekommen, wenn ein Mann der Kontrahent ist.

Kritiker beschwören den Untergang der deutschen Wirtschaft herauf, wenn es um die Frauenquote geht. Es ist nicht möglich, 50 Prozent der Top-Positionen so zu besetzen? Das ist schlecht für Unternehmen? Das hat die Stadt Offenbach wohl nicht mitbekommen: Dort besetzen Frauen mehr als die Hälfte der Top-Positionen in kommunalen Unternehmen. Bisher – wie es scheint – ohne größere Ausfälle...