„Und gerade jetzt erhöht VW die Preise um zwei Prozent.“

Gut, dass der „VW-Patriarch“ das nicht mehr miterleben muss! Ein Patentrezept zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Kollateralschäden der Corona-Pandemie hätte wohl auch der im Vorjahr verstorbene Ferdinand Piëch nicht gehabt. Dafür hätte er die Sachlage sicherlich mit einem seiner messerscharfen Kurzsätze auf den Punkt gebracht. Diese Rolle hat nun Betriebsratschef Bernd Osterloh im wankenden Weltkonzern übernommen. „Ich höre nichts Gutes aus unserem Vertrieb“, schreibt Osterloh in einem Brief an die Belegschaft. Der Bestelleingang sei „ein Trauerspiel“. Ändere sich das nicht, dann stünden die Bänder bald wieder still. Das ist nichts weniger als ein Horrorszenario.

Schon jetzt ist klar, dass das zweite Quartal für das Unternehmen noch desaströser wird als das erste. Und das heißt auch: Die zu Recht heftig umstrittene zusätzliche Ankurbelung des Autoabsatzes mit Steuergeldern wird zunehmend alternativlos. Um so wichtiger wird die Ausgestaltung der Prämie unter dem Gesichtspunkt einer nachhaltigen klimapolitischen Steuerung. Ansonsten könnten die als systemrelevant definierten Branchen auf die Idee kommen, dass sie in den zyklisch wiederkehrenden Krisen stets aufs Neue garantiert und bedingungslos vom Staat subventioniert werden.

Für die Automobilbranche bedeutet das auch, die so oft beschworene Verkehrswende trotz der momentan pechschwarzen Perspektiven voranzutreiben und die Auswirkungen auf die Jobs schonungslos zu benennen. Der Strategiewechsel hin zur Elektromobilität wird bereits jetzt mit staatlichen Kaufprämien massiv gefördert. Konjunkturprogramme dieses Kalibers für einen – zugegeben sehr wichtigen – Wirtschaftszweig lassen sich nicht dauerhaft begründen. Und das schon gar nicht, wenn im Falle VW die Aktionäre ungeschoren davon kommen und das Unternehmen gerade jetzt die Preise um zwei Prozent erhöht.