„Das Durcheinander entnervt auch den vernünftigsten Bürger und kann alle Erfolge gefährden.“

Die deutsche Politik erhält weltweit Bestnoten für den Kampf gegen die Corona-Pandemie. Wenige Länder stünden so gut da wie Deutschland, heißt es anerkennend. Das war mal so. Jetzt ist es höchste Zeit, Wasser in den Wein zu kippen. Wenn Deutschland so weitermacht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich entweder das Virus wieder stärker ausbreitet oder die Wirtschaft irreparable Schäden erleidet.

Während Deutschland in der frühen Pandemie-Phase eine geschlossene Allianz der Vernunft aufbieten konnte, herrscht mittlerweile eine unerträgliche Kakophonie. Das Durcheinander entnervt auch den vernünftigsten Bürger und kann alle Erfolge gefährden. „Öffnungsdiskussionsorgien“ nannte die Kanzlerin diese Entwicklung. Das war sicher keine glückliche Formulierung, weil Diskussionen immer erlaubt sein müssen. Aber was Bund, Länder und Kommunen verunsicherten Bürgern zumuten, ist eine echte Orgie. Und zwar eine Orgie unterschiedlichster Regelungen und Empfehlungen, die keiner mehr durchblickt.

Wer wissen will, wann er wo und wie sich bewegen darf – mit Maske oder ohne – braucht eine lange Excel-Tabelle, um alle unterschiedlichen Vorschriften im Blick zu behalten. Dann benötigt er ein GPS-System, das permanent meldet, auf welchem Hoheitsgebiet er sich gerade befindet. Schon von Stadt zu Stadt gelten unterschiedliche Regeln beim Maskentragen oder bei der Öffnung von Geschäften.

Wenn an jeder Ecke andere Regeln gelten, sind sie wertlos. Das ist bei der Eindämmung der Pandemie brandgefährlich. Daher sollten sich Bund, Länder und Kommunen schnell auf einheitliche Maßnahmen einigen. Sonst gefährdet dieses Chaos unsere Gesundheit und die Wirtschaft, die einen weiteren Rückschlag nur schwer verkraften würde.