„Man erreicht mit einem Stück Stoff nicht die Wirkung eines ABC-Schutzanzuges, aber reduziert das Risiko.“

Das hat uns Corona-Genervten gerade noch gefehlt. Endlich zeigt sich etwas, das einem Konsens zur Maskenpflicht ähnlich sieht. Endlich scheint ein wenig Übersichtlichkeit zurückzukehren. Und dann kommt der Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery um die Ecke und erklärt die Maske für Mumpitz.

Montgomery ist einer der prominentesten Vertreter der Ärzteschaft. Der Hamburger Radiologe gab als Chef der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und sogar noch als Vizepräsident der Bundesärztekammer über viele Jahre den Takt eines Teils der gesundheitspolitischen Debatte vor. Er hat viel für seinen Berufsstand geleistet. Dass er nun über alle Kanäle die Botschaft verbreitet, dass die Bundesrepublik auf dem Holzweg sei, gehört nicht zu seinen Großtaten.

Montgomery lehnt die Maskenpflicht ab, weil sie zu Leichtsinn verleite. Wer den Mund- und Nasenschutz trage, fühle sich sicher, vernachlässige die Einhaltung des empfohlenen Abstandes zu seinen Mitmenschen und sei, wenn er sich an die Maske fasst, unmittelbar von der Infektion bedroht.

Es wäre hilfreich gewesen, wenn sich der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes einmal zu Feldstudien in den Supermarkt um die Ecke bemüht hätte. Dort wie im Bus oder auf dem Bahnsteig ist die Einhaltung eines Abstandes von eineinhalb, zwei Metern häufig unmöglich. Zu eng sind die Gänge, zu groß das Gedränge. Natürlich erreicht man mit einem Stück Stoff über der Nase nicht die Wirkung eines ABC-Schutzanzuges. Aber man reduziert das Risiko, so gut es geht. Und ob man sich ohne Maske weniger oft – und dabei unbewusst – ins Gesicht fassen würde?

Fast zeitgleich startete Alexander Gauland seinen Test, ob die Zeit für die AfD-Paraderolle schon reif sei, nämlich den anderen Parteien nun auch in der Corona-Frage Sinn und Verstand abzusprechen. Montgomery wollte ihm sicherlich nicht sekundieren. Hat er aber.