„Pflegeheime sind keine Raumkapseln im All. Keime lassen sich nie völlig ausschließen.“

Der Atem stockt beim Lesen dieses Satzes: „Es ist auch keine Katastrophe, am Ende eines langen Lebens an einer Infektion zu sterben.“ Formuliert haben ihn zwei Vorstände der Dachstiftung Diakonie in einem offenen Brief an Gesundheitsministerin Carola Reimann. Sie plädieren dafür, die Bewohner von Pflegeheimen trotz Corona-Pandemie aus der Isolation vor ihren Familienangehörigen zu nehmen. Ja, trotz Risikos!

Darf man so etwas schreiben?, wird sich mancher empört fragen. Ich denke: Ja, das kann man sehr wohl. Der Tod ist in Pflegeheimen ein ständiger Begleiter. Eine solche Einrichtung ist in der Regel die letzte Adresse der Bewohner. Und sie sterben dort nicht am betagten Alter, sondern daran, dass der Körper irgendwann zu schwach ist, sich gegen eine Krankheit zu wehren. Nicht selten ist dies eine normale Erkältung, in jüngster Zeit leider auch die Krankheit, die auf Corona-Infektionen zurückgeht. Es ist eine durchaus realistische Sicht, welche die Diakonie-Vorstände hier vertreten. Ihre Empathie gilt der Psyche der ihnen anvertrauten Menschen. Sie gehen davon aus, dass der soziale Kontakt für die Bewohner überlebenswichtig ist. Wer im Pflegeheim seine Liebsten nicht mehr sehen darf, verliert rasch den Lebenswillen. Ja, man muss alle hygienische Maßnahme ergreifen, die möglich sind, dennoch lassen sich Keime nie völlig ausschließen. Pflegeheime sind keine Raumkapseln. Doch eines lässt sich verhindern: Dass sich die Bewohner so einsam fühlen wie Major Tom auf dem Weg in die Unendlichkeit.