„Die Leistungen der Frauen in der Krise müssen besondere Berücksichtigung finden.“

Die Corona-Ferien dauern jetzt mehr als vier Wochen an. Berufstätige Eltern sehnen sich nach dem Alltag vor dem Virus zurück.

Die 26 Gelehrten, die dem Leopoldina-Expertengremium angehören, empfehlen der Bundesregierung eine schrittweise Rückkehr. Ein Kriterium gilt vor allem: die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. Schülern traut man dieses Verständnis zu, Kita-Kindern nicht. Das ist natürlich völlig richtig. Doch bleiben die Kita-Kinder bis zu den Sommerferien zu Hause, kehrt auch kein Alltag ein. Denn die Frage ist, wer betreut sie dann? In den meisten Familien wird das die Mutter sein. Denn von den berufstätigen Müttern haben 66,2 Prozent eine Teilzeitstelle, von den Vätern nur knappe sechs Prozent. Die restlichen 94 Prozent leben das Rollenmodell ihrer Väter und arbeiten in Vollzeit, sind der Hauptverdiener. Das Knock-out-Argument bei der Frage, wer zu Hause bleibt.

Welche beruflichen Folgen das für Frauen hat, kann man sich ausmalen. Diese Tatsache dürfen Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihr Corona-Kabinett und die Ministerpräsidenten bei ihren Beratungen für eine schrittweise Rückkehr zum Alltag nicht vergessen. Sind die Jobs berufstätiger Eltern, die ihre Kinder betreuen müssen, geschützt? Können sie ihre Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn reduzieren? Die Corona-Krise ist auch eine Krise der Frauen. Und an den geschlossenen Kitas wird es besonders sichtbar.

Die Bundesregierung muss hier Ausnahmeregeln, Schutzregeln schaffen. Und die Leistungen der Frauen in der Krise müssen besondere Berücksichtigung finden, von Arbeitgebern, aber auch von dem Rest der Gesellschaft.

Es ist richtig, dem Pflegepersonal, den Erziehern, den Verkäufern zu applaudieren, vergessen dürfen wir dabei aber nicht, auch sie sind in der Mehrheit Frauen.