„Was derzeit fehlt, ist das Moderieren der Situation durch die Politik in Fortsetzung der Merkel-Ansprache.“

Welche Szenen werden sich heute vor den Baumärkten und Gartencentern in unserer Region und im restlichen Niedersachsen abspielen? Privatkunden dürfen dort ab sofort wieder einkaufen. Rennen nun alle los und werfen die Abstandsregeln der Kontaktsperre im Shopping-Eifer über den Haufen? Der Helmstedter Landrat Gerhard Radeck gehört zu jenen, die am Freitag genau diese Befürchtung geäußert haben. Noch am Nachmittag ließ er Hinweisblätter an die Märkte in seinem Beritt verschicken, die Maßgaben der Kontaktsperre unbedingt im Blick zu behalten. Seit Wochen ziehen die Menschen im Großen und Ganzen sehr gut mit. Die übliche Quote der Unbelehrbaren und Rücksichtslosen subtrahiert, kann von einer breiten Einhaltung der Anti-Corona-Maßgaben gesprochen werden. Bravo! Die Öffnung der Baumärkte sei nun kein Zeichen der Lockerung, betont die Landesregierung. Was bleibt ihr anderes übrig? De facto aber muss das so interpretiert werden. Einkaufstourismus und Virus-Transport sollen unterbunden werden. Gleichzeitig geht es aber auch darum, die Branche nicht schlechter zu stellen als in anderen Bundesländern. Was unterstreicht, wie wichtig es ist, Regelungen in der Krise einheitlich durchzuziehen, damit „Ausgleichsmaßnahmen“ nicht das Gesamtgefüge erschüttern. Was derzeit fehlt, ist das rahmensetzende Moderieren der Situation durch die Politik in Fortsetzung der Merkel-Ansprache. Dass eine Lockerung nicht in Sicht sei, verliert stündlich an Zugkraft.