„Man schaut nach Italien, schaut nach Spanien, und denkt: Es könnte schlimmer werden. Das kann es noch immer.“

So eine Woche möchte man nicht noch einmal erleben. Am Sonntag lagen wir bei 24.875 Infizierten und 94 Corona-Toten in Deutschland, am Freitag nun bei rund 47.500 Erkrankten und fast 300 Todesfällen. In fünf Tagen: fast doppelt so viele Ansteckungen, dreimal so viele Sterbefälle.

Es war die Woche, in der sich die Deutschen ehrlich machten, ihre Kanzlerin in Quarantäne ging und der Schalter umgelegt wurde, um ein Land herunterzufahren. Man blickt um sich in Europa, schaut nach Italien, schaut nach Spanien, und denkt: Es könnte schlimmer werden. Das kann es noch immer.

Die Lage ist halbwegs unter Kontrolle, und es gibt eine Chance, dass wir nicht wie ein Papierdrachen durch den Hurrikan kommen werden. Zuversichtlich stimmen erstens 500.000 Krankenhausbetten und 28.000 intensivmedizinische Plätze, die verdoppelt werden sollen. Die schiere Masse. Dazu die Gerätemedizin, oft genug verpönt, jetzt eine sichere Bank des Gesundheitswesens. Zweitens die massive Ausweitung der Tests. Drittens die Diskussion über eine Exit-Strategie, über Ausgangsszenarien, Fristen. Nicht weil das unmittelbar anstünde, sondern weil es angesichts der hohen volkswirtschaftlichen Kosten immer mitbedacht werden sollte. Viertens eine Klarstellung zur rechten Zeit: Die Funktionsfähigkeit wieder herzustellen unter Inkaufnahme von vielen Toten, scheidet für Innenminister Horst Seehofer aus. „Nicht mit mir.“ Nicht alle denken so.

Weltweit tobt ein Verteilungskampf um Mundschutz, Desinfektionsmittel und um Beatmungsgeräte – und demnächst auch um Massentests, um Medikamente oder Impfungen. Man muss beides machen: Als Nationalstaat für seine Bürger handeln – und mit anderen solidarisch sein. Neben allem anderen ist die Corona-Krise auch ein Härtetest für die EU als Wertegemeinschaft.