„Ist es ein Rückschritt, wenn der nächste CDU-Vorsitzende statt Annegret Armin, Jens, Friedrich oder Norbert heißt?“

Angela Merkel hat sich vor genau einem Jahr zu einem Thema geäußert, um das die mächtigste Frau der Welt nie viel Aufhebens gemacht hat. Ihr Frausein. Sie hat sich selbst nie als glühende Feministin verstanden. Dabei ist sie natürlich allein schon dank ihrer einzigartigen Karriere nach der Wende ein positives „role model“ für viele Mädchen und Frauen gewesen, und ist es noch.

Nun streben vier Männer an die Spitze der CDU. Alle aus Nordrhein-Westfalen. Das Klischee der alten weißen Männer haut nicht wirklich hin, weil von 39 (Jens Spahn) bis 64 (Friedrich Merz) alles dabei ist. Fakt ist, dass eine Kandidatenfrau in der CDU weit und breit nicht in Sicht ist. Es herrscht Testosteron-Überschuss. Ist das Merkels Schuld, weil sie es versäumt hat, Frauen zu fördern?

Das ist Quatsch. Mit Merkels Hilfe sind Ursula von der Leyen EU-Kommissionspräsidentin und Annegret Kramp-Karrenbauer CDU-Vorsitzende geworden. Dass AKK nun überfordert und entnervt auf Vorsitz und Kanzlerkandidatur verzichtet, ist keine Geschlechter-, sondern eine Eignungsfrage. Ist es ein Rückschritt für die Emanzipation, wenn der nächste CDU-Vorsitzende statt Annegret Armin, Jens, Friedrich oder Norbert heißt? Nein.

Die mangelnde Gleichberechtigung und Repräsentanz von Frauen in der Politik ist dennoch ein Riesenproblem. Marathonsitzungen, Unvereinbarkeit mit Familie, Chauvinismus, Hass im Netz schrecken Frauen ab.

Der Frauenanteil im Bundestag ist auf 30 Prozent gesunken. Die CDU kommt nur auf 20 Prozent, die FDP auf gut 22 Prozent, bei der AfD sind weniger als elf Prozent der Abgeordneten weiblich. Spitze sind Grüne (58 Prozent), Linkspartei (54 Prozent) und SPD (42 Prozent). Bei ihnen ist Frauenförderung, nicht zuletzt mit gleichberechtigten Listen, längst Standard. Das zeigt, es geht auch anders.