„Der Chef des Weißen Hauses will seine Kernklientel für die Wahl im November elektrisieren.“

US-Präsident Donald Trump inszeniert sich gern als der große „Deal-Maker“. Doch der mit viel rhetorischem Pomp vorgestellte Nahost-Plan dürfte aus mehreren Gründen scheitern. Erstens: Die Palästinenser wurden nicht konsultiert. Ihre Ablehnung war daher programmiert. Zumal das Papier Israel die Einverleibung etlicher Siedlungen im Westjordanland ebenso erlaubt wie die Kontrolle über das Jordantal. Trump wirbt zwar für eine „realistische Zweistaatenlösung“ - aber für die Palästinenser wäre es ein stark reduzierter Staat. Dass es dafür eine Mehrheit gibt, darf bezweifelt werden. Auch, wenn einige über das amerikanische Lockvogel-Angebot von einer Investitionsspritze über 50 Milliarden Dollar zumindest nachdenken.

Premier Benjamin Netanjahu kam der Aufritt in Washington gerade recht. Wenige Wochen vor den Neuwahlen bläst ihm der innenpolitische Wind heftig ins Gesicht. Er ist wegen Korruption, Bestechlichkeit und Untreue angeklagt. Böse Zungen behaupten, Netanjahu habe sich selbst eingeladen, um von den Vorwürfen abzulenken.

Auch Trump sucht nach einem Wechsel der Agenda. Ausgerechnet sein ehemaliger Vertrauter John Bolton macht ihm derzeit schwer zu schaffen. Mit der Behauptung, Trump habe die Militärhilfe an die Ukraine von Ermittlungen gegen seinen demokratischen Konkurrenten Joe Biden abhängig gemacht, munitioniert er im Amtsenthebungsverfahren die Opposition. Der Präsident will nun mit seinem Nahost-Plan die Schlagzeilen beherrschen.

Der Vorschlag ist zudem ein Bonbon für evangelikale Christen, die das Westjordanland – das biblische Judäa und Samaria – als Teil Israels ansehen. Sie sind eine wichtige Wählergruppe Trumps. Der Chef des Weißen Hauses will seine Kernklientel für die Wahl im November elektrisieren. Bühnenzauber geht ihm über alles.