Das Impeachment-Verfahren wird dem Präsidenten bei seiner Kernwählerschaft kaum schaden.

Donald Trump war nie ein Freund der leisen Töne. Deshalb verwundert es nicht, dass der US-Präsident durch seine Rechtsvertreter am Wochenende das morgen in seine entscheidende Phase tretende Amtsenthebungsverfahren als „unverfroren und ungesetzlich“ bezeichnet hat. Die erste Charakterisierung ist eine politische und normal im aufgeheizten Reizklima Washingtons. Und die zweite? „Ungesetzlich“ ist das dritte Impeachment in der US-Geschichte natürlich nicht.

Das Repräsentantenhaus hat mit der Mehrheit der Demokraten Trump in der Ukraine-Affäre angeklagt. Der Senat wird ihn, und das ist ebensowenig ungesetzlich, von den Vorwürfen mit der konservativen Mehrheit freisprechen, wenn nicht zwischenzeitlich ein Asteroid die Hauptstadt trifft. Dann wird das polarisierte Land bis zu den Wahlen im November weiterleben, ohne dass die Uhren anders gehen werden. Denn das Verfahren wird dem Präsidenten bei seiner Kernwählerschaft kaum schaden.

Ob die Vorwürfe – durch Fakten und Zeugen belegt – ein „Impeachment“ rechtfertigen, wird ohnehin noch jahrzehntelang debattiert werden. Jeder im Land weiß, dass Trump kein Präsident der Freundlichkeiten und hoher ethischer Maßstäbe ist. Deshalb fehlt dem Verfahren der Erregungsfaktor früherer Präsidenten-Anklagen. Die wahre Entscheidung über Schuld, Unschuld und den Fortbestand der Regentschaft werden am Ende nicht 100 Senatoren treffen, deren Handeln entlang Parteilinien verlaufen dürfte, sondern die Wähler.