„Jeden Tag ereignen sich in Deutschland fünf Attacken auf Juden.“

Was ist mit Deutschland im Jahr 2019 los, wenn der israelische Botschafter Jeremy Issacharoff die hier lebenden Juden dazu aufrufen muss zu bleiben?

In diesem Jahr war der Versuch, in der Synagoge von Halle ein Massaker anzurichten, der erschreckende Höhepunkt einer Reihe von antisemitischen Übergriffen in Deutschland. Der israelische Botschafter sagte, dass er nicht wollen würde, dass „Juden vor etwas weglaufen“. Er glaube nicht, dass dies die richtige Reaktion auf den Anschlag wäre, nicht für Juden, aber auch nicht für die deutsche Gesellschaft.

Das sind Gedanken, die aufgrund der deutschen Geschichte kaum auszuhalten sind. Denn Deutschland hat eine besondere Verantwortung gegenüber den hier lebenden Juden, den Juden in allen anderen Ländern der Welt und dem Staat Israel. Es ist eine Verpflichtung, die aus dem Holocaust entstanden ist, und die nie wieder enden wird.

Umso schlechter fällt das gesellschaftliche Zeugnis für Deutschland in diesem Jahr aus. Denn 2019 wird auch in Erinnerung bleiben als das Jahr, in dem Juden darüber nachgedacht haben, dieses Land zu verlassen. Aus purer Angst. Jeden Tag ereignen sich in Deutschland fünf Attacken auf Juden. Tendenz: ein gleichbleibendendes und erschreckend hohes Niveau.

An der Art und Weise, wie ein Land mit seinen Minderheiten umgeht, zeigt sich der Zustand einer Gesellschaft und der Demokratie. Diskriminierung fängt im Kleinen an, beginnt bei der Schadenfreude und mit dem ätzenden Kommentar in den sozialen Medien. Darauf kann jeder achtgeben.

Es gibt das schöne deutsche Sprichwort: Der Ton macht die Musik. Mit dem Jahr 2020 feiern wir den 250. Geburtstag des Komponisten Ludwig van Beethoven, es wird ein fulminantes Beethoven-Jahr – unsere Gesellschaft sollte genauso klingen.