„Die Spanne von 14 Jahren in einem politischen Spitzenamt ist schlicht bemerkenswert.“

Seit 5143 Tagen war Angela Merkel gestern Regierungschefin. Das Besondere an dieser krummen Zahl? Sie hat mit Konrad Adenauer gleichgezogen, der zwischen 1949 und 1963 ebenfalls
14 Jahre und einen Monat regierte. Um auch Helmut Kohls Rekord-Amtszeit zu toppen, müsste Merkel noch 726 Tage bis zum 17. Dezember 2021 schaffen. Selbst, wenn die Große Koalition halten sollte, wird das knapp …

Doch unabhängig von Kohls Rekord – die Spanne von 14 Jahren in einem politischen Spitzenamt ist zunächst mal schlicht bemerkenswert. Während Merkels Kanzlerschaft wechselte etwa im – sicherlich chronisch instabilen – Italien achtmal der Regierungschef. Selbst im Schloss Bellevue gab es seit 2005 vier Hausherren (Köhler, Wulff, Gauck, Steinmeier). Und Merkels Langzeit-Koalitionspartner, die SPD, verschliss in 14 Jahren sechs Parteivorsitzende (Platzeck, Beck, Müntefering, Gabriel, Schulz, Nahles).

Nun ist Kontinuität an sich noch kein Wert. Adenauer – Kanzler des Wiederaufbaus. Kohl – Kanzler der Einheit. Merkel – Kanzlerin des Stillstands? Dieses Urteil, für das es ohnehin zu früh ist, wäre ungerecht. Merkels sachlich-nüchterner Politikstil steht sicher nicht für mutige Reformen oder gar revolutionäre Umwälzungen. Doch angesichts von politischen Hasardeuren wie Donald Trump bleibt eine rational denkende Physikerin auch nach 5143 Tagen nicht die schlechteste Besetzung im Kanzleramt.