Es reicht nicht, den Sicherheitsapparat hochzurüsten. Schutz vor Terror heißt: Vernetzung der Behörden.

Über viele Jahre war der islamistische Terrorismus für Deutschland weit weg. Bis zum 19. Dezember 2016. Der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt war eine Zäsur. Zwölf Menschen starben. Von dem Tag an war klar: Deutschland ist nicht weniger Ziel des islamistischen Terrorismus als andere Staaten. Und: Deutschland ist schlecht vorbereitet auf die Gefahr durch Dschihadisten.

Drei Jahre danach gibt es eine gute Nachricht – und eine schlechte. Die gute: Das Land ist besser aufgestellt, hat viel gelernt, Personal bei der Polizei aufgestockt. Millionen Euro fließen in Projekte, um Jugendliche aus der Spirale der Radikalisierung zu holen. Die schlechte Nachricht: Noch immer dominiert in Deutschland eine Sicherheitsarchitektur, in der Überwachung und Fußfessel im Kampf gegen den Terror mehr Gewicht eingeräumt wird als Prävention und Bildung; in der viele Bundesländer zur Zusammenarbeit mit dem Bund getrieben werden müssen, weil sie um ihre Kompetenzen fürchten. Und weil die Bundesbehörden selbst noch überfordert sind mit der wachsenden Zahl an Extremisten, auch im rechten Spektrum.

Es ist gut, dass in Deutschland Tausende neue Stellen bei der Polizei geschaffen werden. Es ist richtig, dass Sicherheitsbehörden besseren Einblick in verschlüsselte Kommunikation bekommen müssen. Und doch reicht es nicht, einen Sicherheitsapparat hochzurüsten. Schutz vor Terror heißt vor allem: Vernetzung der Behörden – nicht nur von Polizei und Nachrichtendiensten, sondern auch von Jugendämtern, Schulen, Moscheen. Polizisten dürfen unbequeme Fälle nicht wegschieben, Lehrer radikale Jugendliche nicht ignorieren, Nachbarn nicht wegschauen, wenn vor ihrer Haustür Hass gestreut wird. Der Fall Amri zeigt: Viele Menschen treffen Terroristen, lange bevor sie zuschlagen. Wir alle sind das Warnsystem.