„Die Politik hat erkannt, dass vor allem mehr gesellschaftliche Anerkennung für bestimmte Berufe nötig ist.“

Immer weniger junge Menschen wollen eine betriebliche Ausbildung machen, stattdessen strömen sie an die weiterführenden Schulen und Hochschulen. Immer weniger wollen zum Beispiel in der Kälte auf dem Bau stehen oder nachts als schlecht verdienender Pfleger alte Menschen versorgen. Das ist nachvollziehbar, locken doch an den Schulen vermeintlich mehr Möglichkeiten und später ein durchschnittlich höheres Gehalt. Da hilft es auch nichts, dass die Wirtschaft seit Jahren für die duale Ausbildung als gute, teils bessere Alternative wirbt. Ein Handwerker etwa kann heute mehr verdienen als mancher Akademiker.

Das Gehalt ist hier eine wichtige Stellschraube, vor allem die Pflege müsste durch eine höhere Bezahlung aufgewertet werden. Ein erster wichtiger Schritt ist mit dem allgemeinen Mindestlohn für Auszubildende getan, den der Bundestag vor Kurzem beschlossen hat. Die 515 Euro im ersten Lehrjahr können aber nur der Anfang sein – ebenso wie die Entscheidung, dass sich Meister künftig Bachelor nennen dürfen, wie Hochschulabsolventen.

Die Politik hat erkannt, dass vor allem mehr gesellschaftliche Anerkennung für bestimmte Berufe nötig ist. Es wäre eine Überlegung wert, darüber hinaus mehr Berufsausbildungen an die Hochschulen zu verlagern. Die Hebammen-Ausbildung macht es vor: Wenn die Bewerber nicht mehr in die Berufe kommen, müssen die Berufe zu den Bewerbern kommen.

Und wir alle müssen diesen Berufen wieder mehr Respekt zollen.