Die Aura von Uli Hoeneß hatte zuletzt gelitten. Die Zeiten, in denen er als unangreifbar galt, sind vorbei.

Niemals geht man so ganz, irgendwas von mir bleibt hier. Als diese Liedzeilen 1987 gedichtet wurden, dachte niemand an Uli Hoeneß. Warum auch? Der ehemalige Nationalspieler saß damals beim FC Bayern München fest im Sattel. Bereits 1979 hatte er sich seines Klubs als Manager angenommen und diesen aus der Krise zum Serienmeister geführt – mit Fußball-Sachverstand, betriebswirtschaftlichem Geschick sowie einer Prise Arroganz und Schlagfertigkeit, die Hoeneß zum populärsten Macher der Bundesliga machte.

Uli Hoeneß war das Gesicht des FC Bayern, und der FC Bayern war Uli Hoeneß. Es ist eine unglaubliche Geschichte, dass sich daran seit mehr als 30 Jahren kaum etwas geändert hat. Nicht, dass Hoeneß 2009 vom Managerposten auf den Präsidentenstuhl wechselte. Nicht, dass er dieses Amt von 2014 bis 2016 aufgrund einer Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung ruhen lassen musste. Beim Uli liefen die Fäden der überaus erfolgreichen Bayern-Familie immer zusammen.

Aber die Aura von Hoeneß hatte zuletzt gelitten. Die Zeiten, in denen er als unangreifbar galt, sind vorbei. Das zeigte die FCB-Jahreshauptversammlung 2018 deutlich, als ein einfaches Mitglied dem großen Boss die Meinung geigte und zustimmenden Applaus erntete. Dass Hoeneß auf Präsidentenamt sowie den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden verzichtet, ist der nächste Schritt des Rückzugs auf Raten. Im Aufsichtsrat wird er aber bleiben. So ganz ohne den FCB kann der 67-Jährige nicht. Und der Klub ohne ihn wohl auch nicht.