„Die USA und der Iran manövrieren sich in eine Frontstellung, aus der es kaum noch einen Ausweg gibt.“

Sowohl die USA als auch der Iran tragen ihren Konflikt am Persischen Golf – noch – auf kleiner Flamme aus. Sie sind davon überzeugt, eine mächtige Drohkulisse zu haben. US-Präsident Donald Trump hat sich in seine „Strategie des maximalen Drucks“ verbissen. Er will die Mullahs für immer zu einem Verzicht auf Atomwaffen zwingen. Harsche wirtschaftliche Sanktionen – so Trump – werden das Regime einknicken lassen.

Diese Rechnung könnte sich als Fehlkalkulation erweisen. Zwar wirken die Strafmaßnahmen der Amerikaner. Die Menschen im Iran leiden unter den galoppierenden Preisen und dem einbrechenden Wachstum. Doch die Bevölkerung ist an schmerzvolle Entbehrungen gewöhnt. Hinzu kommt, dass Teheran mit Russland und China einflussreiche Verbündete hat. Beide lehnen erzwungene Politikwechsel à la Trump ab.

Doch auch der Iran könnte sich am großen geopolitischen Schachbrett verspekulieren. Teheran will vor allem die europäischen Unterzeichnerstaaten des Atomvertrags – Deutschland, Frankreich und Großbritannien – unter Druck setzen. Die Drohung, den Nuklearwaffen-Baustoff Uran weiter anzureichern, löst die Sorge vor einem Wettrüsten im ohnehin explosiven Nahen Osten aus. Der Iran will die Europäer durch den Angst-Hebel dazu bringen, die US-Sanktionen auszugleichen. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das genau das Gegenteil bewirken könnte. Bislang haben die Regierungen in Berlin, Paris und London das Atomabkommen eisern verteidigt. Nun treibt Teheran die Europäer in die Arme der Amerikaner.

Die USA und der Iran reizen die jeweils andere Seite mit massiven Fehleinschätzungen. Sie manövrieren sich in eine Frontstellung, aus der es kaum noch einen Ausweg gibt. Damit steigt die Gefahr einer Konfrontation am Golf, die nicht mehr auf kleiner Flamme zu halten wäre.