„Kramp-Karrenbauer hatte keine andere Wahl, wenn sie an ihrem Plan festhalten will, ins Kanzleramt einzuziehen.“

Die CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer steht künftig dem Verteidigungsministerium vor. Kluge Entscheidung oder Himmelfahrtskommando? Es ist vor allem ein mutiger Schritt, sich die Last der Befehls- und Kommandogewalt aufzubürden. Das Verteidigungsministerium entwickelte sich in den vergangenen Jahren zum Schleudersitz für politische Karrieren. Ein Posten mit Risiko also. Doch Kramp-Karrenbauer hatte keine andere Wahl, wenn sie weiter an ihrem Plan festhalten will, irgendwann ins Kanzleramt einzuziehen.

Bereits als Ursula von der Leyens Nominierung als EU-Kommissionspräsidentin bekannt wurde und Kramp-Karrenbauer deutlich machte, nicht ins Kabinett wechseln zu wollen, orakelten erfahrene CDU-Politiker, ihre Vorsitzende mache einen schweren Fehler. Merkel sei geschwächt, AKK (wie sie sich selbst nennt) müsste dringend ihre Macht ausbauen und das gelinge nur über einen Platz in der Regierung. Nicht vergessen: Neben dem umtriebigen Friedrich Merz und dem abwartenden NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet wartet auch immer noch der ehrgeizige Gesundheitsminister Jens Spahn.

Es ist AKKs Plan B.Sie hat lange gedacht, es reicht, der CDU wieder mehr Profil zu verleihen. Doch ihr Weg war holprig: ein mieses Wahlergebnis bei der Europawahl, ein digitales Kommunikationsdesaster, ein medial erstarkender rechter Flügel der CDU, interne Kritik an ihren Beratern. Sie musste handeln – das hat sie getan.

Zu guter Letzt: Sollte die Kanzlerin zurücktreten (aus welchen Gründen auch immer), kann der Bundespräsident bis zur Wahl eines Nachfolgers einen geschäftsführenden Bundeskanzler ernennen. Hierfür kommt laut Grundgesetz der bisherige Kanzler oder ein bisheriger Minister infrage. Von einem Parteichef spricht die Verfassung nicht. Kramp-Karrenbauer hat sich diesen Passus sicher angeschaut.