Die Gemeinsam-Botschaft: Frage nicht, was die anderen für dich tun können. Zerbrich dir lieber mal den Kopf, was du für die anderen tun kannst.

Bei der Gemeinsam-Preisverleihung in dieser Woche im Braunschweiger Dom warnte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil vor einer Gesellschaft der Egoisten. Der Werbeslogan „Unterm Strich zähl’ ich“ dürfe nicht die Maxime für das Zusammenleben sein. Schließlich hätten ja auch die Glücksforscher schon herausgefunden, dass Menschen zufriedener sind, sogar länger leben, wenn sie nicht nur isoliert auf sich bezogen sind. Wenn sie Zeit und positive Energie aufwenden, um das Leben anderer Menschen zu bereichern und um ihnen zu helfen. Das war exakt die passende Botschaft zum Gemeinsam-Preis, der ja nicht nur Menschen auszeichnet, die sich in ganz besonderer Weise für andere einsetzen. Es geht da nicht nur um die Preisträger, um Urkunden und Trophäen. Es geht bei den vielen Berichten und Porträts in unserer Zeitung vor allem um die vielen guten und oft auch neuen Ideen des Bürgerengagements. Da werden Vorbilder gezeigt. Und man darf sich wünschen und hoffen, dass sie möglichst viele Nachahmer finden.

Und deshalb haben in dieser Woche im Dom auch wieder alle gewonnen, alle, nicht nur die Preisträger, die von den Lesern gewählt und von der Jury bestimmt wurden. Das hat Stephan Weil gemeint. Er war sehr konzentriert und fokussiert auf das Thema des Gemeinsam-Preises an diesem würdigen Abend im bis auf den letzten Platz besetzten Braunschweiger Dom. Zu den großen Fragen der Bundespolitik am gleichen Tag, die ja auch mit ihm als Hoffnungsträger seiner Partei etwas zu tun haben, sagte er rein gar nichts. Und das war wohl auch gut so. Zwar hätten viele Journalisten Stephan Weil da gern etwas entlockt, ich auch, aber das Wichtigste bei diesem Termin an diesem Ort war halt die gemeinsame Gemeinsam-Botschaft: Frage nicht, was die anderen für dich tun können. Zerbrich dir lieber mal den Kopf, was du für die anderen tun kannst.

Ist das gerecht? Wo bleibt der Lohn? Und: Soll man eigentlich auch Egoisten helfen? Schließlich ist doch an jeden gedacht, wenn jeder an sicht denkt. Eine astreine Rechnung. Wer das glaubt, verkennt aber, was eine Gesellschaft in ihrem Innersten wirklich zusammenhält. Es sind gemeinsame Werte, Wünsche und Werke, ein gemeinsamer Geist, gemeinsame Pläne und Projekte, die zusammenschmieden. Auch gemeinsame Träume. Da geht es nicht um Hauen, Stechen, Bashing und Mobbing. Damit Sie mich jetzt nicht falsch verstehen: Hier ist nicht der Umgang in einer bestimmten Partei gemeint, die wir in unserem Land noch dringend brauchen können. Ich will nur gern selbst fokussiert und konzentriert sein und mich voll auf die Botschaft des Abends im Dom beschränken: Unterm Strich zählen du und ich. Das sagt uns der Gemeinsam-Preis. Und das wäre dann auch die richtige Abwandlung des eingangs erwähnten Werbeslogans, der übrigens auch vom werbenden Unternehmen selbst längst nicht mehr benutzt wird.