Diese Woche stand in Braunschweig ganz im Zeichen von „Fridays for Future“.

Diese Woche stand ganz im Zeichen von „Fridays for Future“. Mehr als 2000 Schüler und Studenten waren gestern wieder in Braunschweig auf den Beinen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Am Donnerstag haben die jungen Leute bei einer Pressekonferenz Einblick in ihre Struktur und die interne Meinungsbildung gegeben. Ihre Botschaft: „Transparenz ist uns wichtig.“ Und am Dienstag hat sich der Rat der Stadt mit ihnen befasst und mit großer Mehrheit (außer der AfD) beschlossen:
1. Die Stadtverwaltung soll die schon begonnene Aktualisierung des Klimaschutzkonzepts mit Nachdruck vorantreiben. 2. Die Verwaltung soll das Forderungspapier von „Fridays for Future“ bewerten und Vorschläge zum weiteren Vorgehen machen. 3. Die Verwaltung soll einen Vorschlag zur Bildung eines Arbeitskreises „Braunschweig for Future“ machen, in dem Vertreter aus Rat, Verwaltung, „Fridays for Future“ und regionalen Umweltverbänden sowie externe Fachleute sitzen.

Für die jungen Umweltaktivisten ist das ein großer Erfolg. Er ist darauf zurückzuführen, dass sie eben nicht nur laut sind. Sie befassen sich inhaltlich mit Klimaschutzpolitik, sie lassen sich beraten, sie hinterfragen auch ihr eigenes Handeln. Denn dort fängt der Wandeln ja an. Wer erkennt, dass Lebensqualität nicht zwangsläufig vom dicken Auto und dem Billigschnitzel abhängt, der kann auch andere begeistern. Der muss nicht über
Verzicht jammern, sondern kann für das Bewahren der Natur eintreten – mit allen schwierigen Fragen, die das aufwirft. Im Kleinen stellen diese sich dort, wo wir uns an so vieles gewöhnt haben: Smartphones zum Beispiel. Aber können wir eigentlich verantworten, in welchem Umfang dafür seltene Rohstoffvorkommen ausgebeutet und Landschaften brutal zerstört werden?

Im Großen stellen sich diese Fragen genauso. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Christoph Bratmann hat das im Rat gut auf den Punkt gebracht. Er wies auf Interessenskonflikte hin: „Wir sind zum einen eine Automobilregion, zum anderen muss diese Automobilregion sich wandeln“, sagte er. „Interessenskonflikte heißt beispielsweise: Arbeitsplätze gegen Umweltschutz. Und da müssen wir uns stärker so positionieren, dass am Ende im Zweifel immer für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen entschieden werden muss. Von daher wird das Umbruchsituationen mit sich bringen, die schwierig sind. Die müssen wir aber aushalten, wenn wir es ernst meinen mit dem Klimaschutz.“ Klare, notwendige Worte. Es stehen harte Debatten bevor. Etwa dann, wenn weitere Baugebiete entstehen sollen, weil Wohnraum fehlt – aber dafür noch mehr Flächen versiegelt werden müssen. Hierbei oder auch beim Thema Verkehr wird sich zeigen, welcher Stellenwert dem Klimaschutz eingeräumt wird. Für Vieles sind neue Ideen und Lösungen nötig. Dank der Jugendlichen wird das Nachdenken beschleunigt. Und wer hofft, dass sie leiser werden, wenn sie erstmal in einem Arbeitskreis sitzen, der wird sich wohl täuschen. Sie sind hier, sie sind laut – sie haben starke Argumente!