„Seine Zulieferer muss VW mindestens anständig behandeln. Auch dort geht es um Arbeitsplätze.“

Stellen Sie sich vor, Ihr Arbeitgeber stellt die Gehaltsüberweisung Knall auf Fall ein und begründet dies mit einer Systemumstellung in seiner Buchhaltung. Deshalb fällt Ihr Gehalt nicht nur ein oder zwei Monate aus, sondern vielleicht sogar drei oder vier – mal schauen. Prima, oder?

Genau so ergeht es derzeit Zulieferern von VW. Wie sie berichten, wurden sie von den Zahlungsausfällen kalt erwischt. Nun heißt es, geduldig sein. Die Kosten aber fallen weiter an – für Material, Personal, den laufenden Betrieb. Einige haben nach eigenen Angaben bereits bei ihrer Bank angeklopft, um den Kreditrahmen auszuweiten.

Es fällt schwer, entlastende Argumente für den Autobauer zu finden. Vielmehr drängt sich der Verdacht der Ignoranz, ja sogar Überheblichkeit auf. Was ist mit den Bekundungen zu einer fairen Zusammenarbeit? Was ist mit den Bekundungen zu Transparenz? Was ist mit dem Kulturwandel? Hier kann es sich doch nur um einen kulturellen Sprung von der Frühsteinzeit ins Mittelalter handeln.

Je tiefer in der Geschichte gebohrt wird, desto mehr verdichtet sich dieser Eindruck. Nicht nur Zulieferer zeichnen ein düsteres Bild, sondern auch Finanzkreise.

VW setzt in vielen Bereichen Maßstäbe – etwa in der Tarifpolitik. Daraus kann sich nicht der Anspruch ableiten, dass VW die Welt retten muss. Aber seine Zulieferer muss der Autobauer mindestens anständig behandeln. Auch dort geht es um Arbeitsplätze.