„Vielleicht kann Trump China kurzfristig bremsen, aufhalten kann er das Reich der Mitte ganz sicher nicht.“

US-Präsident Donald Trump erhöht im Handelskonflikt der USA mit China den Druck, läuft dabei aber Gefahr, sich mächtig zu verzetteln. Trumps Schachzug: Der chinesische Hersteller Huawei soll seine Smartphones künftig nicht mehr mit vorinstallierten Diensten des US-Software-Riesen Google verkaufen können. Außerdem soll Huawei künftig keine Chips mehr von US-Herstellern erhalten.

Zunächst wird Trumps Strategie Huawei sicher schwer treffen. Chips und Software lassen sich von Huawei nicht per Fingerschnipsen ersetzen. Der wirtschaftliche Schaden wird enorm sein. Langfristig dürfte Trumps Schuss allerdings nach hinten losgehen. China wird seinen Kurs beschleunigen, Schritt für Schritt unabhängiger zu werden von Know-how und Technik der westlichen Industrie- und Softwarenationen. Im Gegenzug erhalten eigene Produkte und eigene Stärke mehr Gewicht. Es dürfte zum Beispiel nur eine Frage der Zeit sein, bis chinesische Hersteller in Europa und Deutschland E-Autos zum Kampfpreis anbieten.

Gerade die langfristige Strategie ist die Stärke Chinas. Anders als viele westliche Staaten muss Chinas Regierung nicht die gleiche Rücksicht nehmen auf die Spielregeln westlicher Demokratien – inklusive der Menschenrechte. Was gewollt ist, wird mit Tempo umgesetzt. Damit das Volk mitzieht, braucht es ein stabiles Wirtschaftswachstum nicht unter 5 Prozent und daran gekoppelt ein Wohlstands- und Aufstiegsversprechen.

Seit Jahren arbeitet China mit großem Ehrgeiz, aber zugleich relativ geräuschlos daran, sein globales Gewicht zu erhöhen. Davon zeugt die große Zahl von Studenten unter anderem an deutschen Hochschulen. Davon zeugen der Zukauf hoch innovativer Unternehmen – auch bei uns – und Investitionen in Infrastruktur, etwa in den Flughafen London Heathrow. Davon zeugt die Strategie der neuen Seidenstraße, die das Reich der Mitte mit dem Rest von Asien, Europa und Afrika enger vernetzen soll. In Afrika geht es um Bodenschätze, bei uns um Know-how.

All das wird von langer Hand vorbereitet und konsequent durchgezogen. Dass China auch noch der größte Gläubiger der USA ist, sei nur am Rande erwähnt. Vielleicht kann Trump China kurzfristig bremsen, aufhalten kann er das Reich der Mitte ganz sicher nicht.