Das Kopftuch nimmt Kindern die Unbeschwertheit und macht aus ihnen kleine Erwachsene.

Vorweg gesagt: Man tut vielen Musliminnen Unrecht, wenn man das Kopftuch generell als Symbol für Unterdrückung und Zwangsehe betrachtet. Unter dem Stoff stecken häufig durchaus selbstbewusste, emanzipierte Köpfe. Viele Musliminnen in Deutschland tragen aus tiefer religiöser Überzeugung ein Kopftuch. Die Verhüllung als Ausdruck eines gefährlichen politischen Islam zu betrachten, spricht erwachsenen Kopftuchträgerinnen ihre Religionsfreiheit ab.

Bei Kindern hat das Kopftuch aber eine andere Symbolkraft. Es nimmt ihnen die Unbeschwertheit und macht aus ihnen kleine Erwachsene. Da sie noch Jahre von der Geschlechtsreife entfernt sind, entfällt obendrein der eigentliche Sinn: das Verdecken der sexuellen Reize.

Die Sorge der Integrationsbeauftragten vor Indoktrination ist durchaus berechtigt. Schließlich wird selbst von strengen Imamen das Kopftuch vor der Pubertät gar nicht verlangt. Doch immer wieder berichten Lehrer an Schulen mit mehrheitlich muslimischer Schülerschaft von Mobbing gegenüber Mädchen ohne Kopftuch. Immer mehr würden inzwischen schon mit acht, neun, zehn Jahren das Kopftuch tragen und nicht erst, wenn die Pubertät einsetze.

Gleichzeitig nehmen es mehr muslimische Kinder auf sich, während des Ramadan zu fasten, also tagsüber weder zu essen noch zu trinken – was einen konzentrierten Unterricht, das Toben auf dem Schulhof oder gar Sport stark behindere, berichten Lehrer. So wächst das Gefühl in der Gesellschaft, dass ein Islam an Bedeutung gewinnt, der unserer freiheitlichen Grundordnung zuwiderläuft und sich politisiert. Das Kopftuch wenigstens aus der Grundschule zu verbannen, ist daher sinnvoll. Die ganz große Keule – Bußgeld oder gar Haft – gegenüber uneinsichtigen Eltern zu schwingen, kann aber nur die allerletzte Option sein.