„Der Titel einer Witzseriewurde zum abwertend geflügelten Wort – bis heute.“

Männer hören nicht zu, und Frauen können nicht einparken. Was der Titel eines Bestsellers aus dem Jahr 2000 suggeriert, steht für viele immer noch felsenfest: War schon immer so, und wird immer so bleiben! Privat-Experten, die solche vermeintlich biologischen Eigenschaften ernsthaft mit Notwendigkeiten aus dem Neandertal – er jagt das Mammut, sie putzt die Höhle – erklären, gibt es nach wie vor zuhauf.

Dass das Image von der „unfähigen Frau am Steuer“ nicht immer schon in Stein gemeißelt war, zeigten jüngst zwei Vorträge in Wolfsburg – einer von einem Historiker, einer von einer Historikerin. Beide beschäftigten sich damit, wie Autofahrerinnen von ihren Zeitgenossen gesehen wurden. Erstaunlich: In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts galten sie in Deutschland als Inbegriff von Modernität, in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik dagegen wurden sie zur Lachnummer gemacht. „Frau am Steuer“, der Titel einer Witzserie, wurde zum abwertend geflügelten Wort – bis heute.

Tatsächlich liegt es in unserer Natur, dass wir unsere Vorurteile im Leben immer wieder bestätigt sehen. Wer erwartet, dass Frauen schlechter fahren als Männer, entdeckt im Straßenverkehr unfähige Frauen an jeder Ecke – und hat natürlich auch die passende Erklärung parat. Aber der Wirklichkeit wird er damit kaum gerecht. Der Blick in die Geschichte hilft, andere Perspektiven einzunehmen. Das zu tun unterscheidet uns schon mal vom Neandertaler. Es gibt also noch Anlass zur Hoffnung.