„Die Weltgesundheitsorganisation zählt mangelnde Impfbereitschaft zu den größten Gesundheitsrisiken.“

In vielen Ländern schlagen die Masern zu wie lange nicht mehr. Inzwischen werden aus Europa, den USA, Afrika und Asien Epidemien gemeldet. Im ersten Quartal dieses Jahres gab es weltweit 112.000 Fälle – viermal so viele wie im Vorjahreszeitraum.

Die Krankheit ist hochansteckend und heimtückisch. Die Kinderkrankheit kann noch Jahre später zu potenziell tödlichen Hirnentzündungen führen.

In Deutschland, wo gut 90 Prozent der Schulanfänger beide empfohlenen Masern-Impfungen erhalten haben, kann sich kaum noch jemand daran erinnern, dass Masern tödlich verlaufen können. Doch die Zahl der Erkrankungen nimmt wieder zu. Im ersten Quartal des Jahres gab es 263 Fälle – in Niedersachsen bis zum gestrigen Dienstag 57. Das ist nicht dramatisch, aber wehret den Anfängen.

Eine Impfpflicht ist aufgrund der Zahlen überzogen. Das verfassungsrechtlich geschützte Selbstbestimmungsrecht auf körperliche Unversehrtheit ist ein hohes Gut. Es einzuschränken, bedarf guter Gründe. Zumal es Menschen gibt, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

Die 95-Prozent-Impfquote, die als Ausbreitungsbarriere gilt, muss anders erreicht werden. Die zunehmende Impfmüdigkeit, verbunden mit der unberechtigten Angst vor Nebenwirkungen, muss bekämpft werden. Ärzte müssen Eltern ins Gewissen reden. Die Weltgesundheitsorganisation zählt mangelnde Impfbereitschaft zu den größten Gesundheitsrisiken. Diese Fahrlässigkeit muss ein Ende haben.