Standorte in Deutschland sind für den Pariser Zug-Konzern auch deshalb ein Pfund, weil hier Auftraggeber sitzen.

Es ist noch keine zehn Jahre her, da drohten dem Salzgitteraner Werk des französischen Zugherstellers Alstom Massenentlassungen und Verlagerungen ins Ausland. 2010 und 2011 mussten die Arbeitnehmervertreter des vielseitig aufgestellten Standorts erstmals über das Herzstück eines Zugbauers verhandeln: den Rohbau, also die Fertigung des gesamten Zugkörpers. In den aktuell laufenden Gesprächen für einen neuen Vertrag zur Standortsicherung des Werks in Salzgitter ab April 2020 steht der Rohbau offenbar wieder zur Disposition – unter anderem.

Nach der kürzlich geplatzten Fusion des Zuggeschäfts von Siemens und Alstom muss der französische Konzern eine neue Strategie entwickeln, mit der er wettbewerbsfähig bleibt. Nicht umsonst haben die zwei Hersteller eine Ehe angestrebt: Damit wollten sie dem weltgrößten Zugbauer, der „China Railway Rolling Stock Corporation“, kurz CRRC, Paroli bieten. CRRC hat großes Interesse, den europäischen Markt zu erobern. In Deutschland hat das Staatsunternehmen bereits seinen ersten – kleinen – Auftrag ergattert. CRRC hat damit einen Fuß in der Tür.

Für Alstom sollte die Antwort auf den Wettbewerb jedoch nicht lauten, dorthin abzuwandern, wo Lohnkosten niedrig und Produktion entsprechend billig ist. Standorte in Deutschland sind für den Pariser Konzern nicht zuletzt deshalb ein Pfund, weil hier auch Auftraggeber sitzen.

Jetzt, wo dem Werk in Salzgitter – es ist das weltweit größte Produktionswerk von Alstom – erneut, wie schon Anfang des Jahrzehnts, Auslagerungen und dadurch ein massiver Personalabbau drohen, gilt es wieder die Kräfte zu mobilisieren, die schon 2011 dafür gesorgt haben, die Arbeitsplätze bei Alstom in der Region zu sichern: Arbeitnehmer, aber auch Politik. Das Werk fuhr danach unter Auslastung, entwickelte mit dem „iLint“ sogar den ersten von einer Brennstoffzelle angetriebenen Zug