„Dass der Hersteller nun die Software erweitern will, wirkt wie ein Schuldeingeständnis.“

Selten hat ein Flugzeugabsturz solche Schockwellen in der Luftfahrt ausgelöst. Schon wieder eine Boeing 737 Max 8. Dieses zweite Unglück nur wenige Monate nach dem Lion-Air-Absturz in Indonesien mit dem gleichen neuen Flugzeugtyp und einem auffallend ähnlichen Absturzmuster alarmiert die Airline-Industrie. Mehrere Länder und Fluggesellschaften lassen Max-8-Maschinen am Boden, bis klar ist, ob das Flugzeug ein Sicherheitsrisiko ist. Man kann so eine Entscheidung panisch finden, da die jüngste Katastrophe noch lange nicht aufgeklärt ist. Doch die Entscheidung ist richtig. Alle Airlines mit dem Flugzeugtyp sollten ihr folgen.

Die Maschine der Ethiopian Airlines, die sich am Sonntag nach dem Start in Addis Abeba in den Boden bohrte, ist eine ganz besondere. Es handelt sich um die nächste Weiterentwicklung des Klassikers schlechthin: Boeings ewige Cashcow, zuverlässig und beliebt. Nun aber steht der Verdacht im Raum, dass es Boeing mit der jüngsten Optimierung zu weit getrieben haben könnte. Eine für Laien kaum erkennbare Designveränderung bei den Max-Modellen hat offenbar gravierende Folgen für die Luftstabilität. Boeing hat daher eine Software eingebaut, die im Notfall selbständig eingreift. Was, wenn Boeing den Piloten den Umgang mit dem System nicht ausreichend erklärt hat? Dass der Hersteller nun die Software erweitern will, wirkt wie ein Schuldeingeständnis. Für Boeing steht viel auf dem Spiel, moralisch wie monetär. Und das in einer Zeit, in der die Flugbranche den Kunden mit ständigen Verspätungen, Pleiten oder immer engeren Sitzabständen schon genug zumutet. Dafür wird Fliegen günstiger, das Angebot wächst. Als letzte Konstante der Luftfahrt aber gilt ihr Sicherheitsversprechen. Kein anderes Verkehrsmittel der Welt kann ein gefahrloseres Reisen garantieren. Mit diesem Vertrauen ihrer Kunden darf die Luftfahrt niemals spielen.