„Es ist völlig richtig, dass die Politik das Unterhaltsrecht, aber auch das Umgangsrecht reformieren will.“

Wer will, dass sich Väter mehr um ihre Kinder kümmern, der muss es auch wertschätzen, wenn es dann endlich passiert. Man kann nicht jahrzehntelang mehr väterliches Engagement im Kinderzimmer einfordern und dann kneifen, wenn diese neuen Väter ihre Rolle ernster nehmen als erwartet. Ein Vater, der sich nach der Trennung weiterhin intensiv um seine Kinder kümmert, stellt zu Recht die Frage, warum er genauso viel Unterhalt zahlen muss wie ein Vater, der höchstens mal am Wochenende hereinschneit.

Es ist deshalb auch völlig richtig, dass die Politik das Unterhaltsrecht, aber auch das Umgangsrecht reformieren will. Denn dass Partnerschaften in die Brüche gehen, Eltern neue Familienmodelle erproben und dabei die Betreuung der Kinder möglichst individuell aushandeln wollen, das ist längst zum Normalfall geworden. Was natürlich nicht heißt, dass alles glatt läuft. Das Idealbild des harmonisch kooperierenden Trennungspaars kriegt Kratzer, sobald man in die Untiefen des Alltags hinabsteigt. Das fängt bei außerordentlichen Anschaffungen für das Kind an, geht über Kosten für Auto, Urlaub und Sportverein und endet beim Wohnen: Wäre es zum Beispiel wirklich fair, der Mutter die Unterhaltszahlung zu kürzen, wenn der Vater eine größere Wohnung mietet, damit das Kind auch bei ihm ein eigenes Zimmer hat? Ganz so, als ob die Mutter im Gegenzug das Kinderzimmer tageweise vermieten könnte? Nein.

Eine Reform des Familienrechts ist trotzdem nötig. Sie sollte anerkennen, dass sich immer mehr getrennte Eltern gemeinsame Betreuungsmodelle wünschen. Und immer mehr Väter nicht mehr nur Zahlväter sein wollen. Aber: Eine solche Reform wird auch künftig nicht verhindern können, dass Familienrichter im Zweifelsfall zwischen vielen schlechten Lösungen diejenige herausfinden müssen, die das Kind am wenigsten belastet. Eine Standardlösung gibt es nicht.