„Linke, SPD und Grüne könnten Mehrheiten jenseits der nach rechts rückenden Union ausloten.“

Sahra Wagenknecht erschien krankheitsbedingt nicht zum Europa-Parteitag der Linken, bei dem zwei No-Names zu Spitzenkandidaten gekürt wurden. Das ersparte der zwischen Sahra-Fans und Reformern zerrissenen Partei neue Scharmützel. Auch so steht die Linke massiv unter Druck. Im Osten machen Protestwähler in Scharen zur AfD rüber. Und nun ist die SPD mit Volldampf dabei, die Linke links zu überholen.

Der Bruch mit Schröders Hartz-IV-System und der von Finanzminister Olaf Scholz bekräftigte Ruf nach einer echten Grundsicherung für Millionen Rentner ohne Prüfung der Bedürftigkeit und Vermögensverhältnisse könnten der SPD durchaus helfen, einen Teil der seit 1998 verlorenen Stammwähler zurückzugewinnen. Wie soll die Linke darauf reagieren? 15 Euro Mindestlohn fordern, weil die SPD zwölf Euro bietet? Das wäre durchschaubar.

Die pragmatischen Kräfte bei Linken, SPD und Grünen könnten die Gunst der Stunde nutzen, um Gemeinsamkeiten für Mehrheiten jenseits der nach rechts rückenden Union zumindest auszuloten. SPD-Chefin Andrea Nahles traf sich mal mit Wagenknecht zum Kaffee. Herzlich soll es dabei nicht zugegangen sein. Aber wer weiß, wie lange Wagenknecht noch da ist?

Zugegeben: Die Grünen finden Schwarz-Grün oder Jamaika cooler. Aber versucht Robert Habeck nicht mit Ideen für Hartz-Reformen, den Grünen neben Klima und Pro-Asyl ein sozialeres Image zu verpassen? SPD-kompatibel ist der flexible Habeck allemal.