„Lagerfeld brachte Modemarken groß raus, machte ihre Geschäfte zu Pilgerstätten. Und er hatte Ausstrahlung!“

Lästern, das konnte Karl Lagerfeld gut. Sprüche über Heidi Klum („Die kenn ich nicht, die war nie in Paris“) oder „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“ kennen selbst Menschen, die mit Mode und Karl Lagerfeld nicht viel anfangen können. Was er aber noch viel besser konnte: einfache Kleidung zu einem Look, einem Outfit, einem Kunstwerk zu machen.

Er hat viele Deutsche von Modemuffeln zu gut angezogenen Persönlichkeiten gemacht. Plötzlich wurde deutsche Mode getragen – und ich rede hier nicht von Tennissocken und Sandalen. Es gab deutsche Topmodels, deutsch war plötzlich Trend. Die Farbe Schwarz wurde von der Trauerkleidung durch ihn zu einem Statement. Auch der große Karl war (kombiniert mit weiß) ausschließlich schwarz gekleidet anzutreffen. Karl Lagerfeld wird nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Jede Bouclé-Jacke, jedes graue Accessoire, jede Handtasche mit Kettenhenkel, schwarze Handschuhe... viele Stücke sind, egal ob Original oder Kopie, von Lagerfeld und seinen besonderen und aufwendigen Kreationen inspiriert.

Auch in Ihrem Kleiderschrank wird sich etwas finden, das auf seiner Idee basiert. Lagerfeld brachte Marken groß raus, machte ihre Geschäfte zu Pilgerstätten von Fashionistas. Und er hatte Ausstrahlung!

Einst traf ich ihn Berlin. Wir sprachen über mein Kleid – das ich übrigens nur deshalb seit acht Jahren ungetragen im Schrank hängen habe. Denn ich finde seither anderes gut: Mehr schwarz. Mehr Sonnenbrille. Mehr Karl.