„Durchschnittliches Programm, weniger Publikum – das trübt auch die Bilanz der Ära Kosslick.“

Man hätte ihm einen stärkeren Abgang gewünscht. 18 Jahre lang hat Dieter Kosslick die Berlinale geleitet. Da will ein Festivalleiter gewöhnlich noch mal zeigen, was er kann. Und was mit ihm verloren geht. Doch sein letztes Programm blieb eher durchschnittlich. Da half auch nicht, dass der Frauenanteil im Wettbewerb 41 Prozent betrug. Das macht einen guten Schnitt, aber noch keine guten Filme. Auch dass kein einziger US-Film im Wettbewerb lief, dass Kosslick so kurz vor der Oscar-Verleihung nicht eines der großen Hollywoodstudios nach Berlin bewegen konnte, zeigt, dass es mit seinen Kontakten nicht mehr so weit her ist. Dass auch noch Kinobetreiber gegen Netflix-Filme demonstrierten, sind Dinge, die auf Festivals passieren und die man in starken Jahren wegsteckt. Am Ende einer Ära aber verstärken sie die Missstimmung.

Selbst der Publikumsandrang auf der Berlinale war nicht mehr so stark wie in den Vorjahren, bei vielen Filmen konnte man noch am Tag der Vorführung locker Tickets erwerben. Vielleicht hat auch das Publikum ein wenig das Interesse verloren. Oder ist – schlimmer noch – längst bei Netflix.

Das alles ist schade. Denn es verhagelt nicht nur die Bilanz der 69. Berlinale, es trübt auch die Bilanz der Ära Kosslick. Sein bleibendes Verdienst ist, das Festival groß und breit aufgestellt zu haben – und das betont gelassen und unterhaltsam. Seine Nachfolger Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek, die im Juni übernehmen, treten in große Fußstapfen.