Klar, es gab Solidaritätsbekundungen für Andrea Nahles. Allerdings mit fragwürdigen Argumenten.

Hat da jemand „Bätschi“ gesagt? Nö, aber die Schadenfreude über die galligen Bemerkungen, die Altkanzler Schröder über die SPD-Parteivorsitzende Andrea Nahles gemacht hat, war sicher nicht nur in Niedersachsen weit verbreitet, also dem Bundesland, in dem der Anteil derer, die Sigmar Gabriel sowieso für einen weit besseren SPD-Chef hielten, himmelweit über den aktuell 15 (!) Prozent liegen dürfte, welche die SPD in den Europawahl-Umfragen hat.

Klar, am Wochenende gab es eine Reihe von Solidaritätsbekundungen für die Parteichefin. Allerdings unter Verwendung fragwürdiger Argumente. Denn wenn Karl Lauterbach meint, Schröders Biss sei stilistisch überholt („Macho-Gehabe pur. Die Zeit ist vorbei für solche Leute“), dann genügt ein kurzer Blick auf die politische Weltwetterkarte, um sich vom Gegenteil zu überzeugen. Und wenn Heiko Maas die persönliche Zuspitzung für destruktiv hält, („Ich glaube, die Menschen haben weniger ein Interesse an Personaldebatten. Sie erwarten, dass wir vernünftig regieren“), dann sagt er etwas, das oft gesagt, aber dadurch nicht richtiger wird. Natürlich haben die Menschen Interesse an Personaldebatten! Und natürlich sollte eine kriselnde, vom Zeitgeist mies behandelte Partei daran interessiert sein, von inhaltlich sattelfesten und charismatisch veranlagten Spitzenleuten vertreten zu werden. Mag hinter Schröders Einwurf womöglich mehr stecken als rachsüchtige Besserwisserei? Auch wenn es weh tut: Die SPD sollte diese Frage nicht so schnell abtun.