Wer keine andere Perspektive sieht, wird eher kriminell.

Heute lautet unsere Salzgitter-Schlagzeile „Schüsse auf Ex-Partnerin: Mörder muss lebenslänglich ins Gefängnis“, am Montag hieß die Titelzeile „Mann (25) starb nach Schüssen in Salzgitter“. Was ist los in dieser Stadt, sollten wir Salzgitter meiden, weil wir um unser Leben fürchten müssen?

Das ist natürlich Unsinn. Wir können unbeschwert durch die Fußgängerzonen von Lebenstedt oder Salzgitter-Bad bummeln. Laut der Kriminalstatistik von 2017 – für 2018 liegen noch keine Zahlen vor – ist Salzgitter bundesweit eine der sichersten Städte. 2017 gab es dort pro 100.000 Einwohner 5.659 angezeigte Straftaten -- in Braunschweig dagegen waren es 9.211.

Allerdings stieg die Zahl der Körperverletzungen in Salzgitter 2017 an. Dieser Trend setzt sich offenbar fort. Der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, Hans Christian Wolters, sagte diese Woche, nach seiner subjektiven Einschätzung habe es seit Mai 2018 eine auffällige Häufung von Gewalttaten gegeben.

Das ist eine große Herausforderung für die Stadt. Denn nimmt die Kriminalität weiter zu, wird der Vorwurf lauter werden, „die Ausländer“ seien schuld daran. Bei den oben zitierten Delikten ist der gestern verurteile Täter Kosovo-Albaner, der Tatverdächtige im zweiten Fall Syrer. Seit 2015 sind fast 6000 Flüchtlinge – 3300 von ihnen stammen aus Syrien – in die 100.000-Einwohner-Stadt gezogen. Sie haben ihre Weltanschauungen, die sich teils sehr von den deutschen unterscheiden, mitgebracht. Sie ziehen bevorzugt in Viertel, in denen schon Landsleute leben.

Die Integrationskraft Salzgitters, das traditionell einen hohen Migrantenanteil hat und bisher stolz auf sein „Multikulti“ war, ist an ihre Grenzen gestoßen. 2017 erließ das Land für Salzgitter einen Zuzugsstopp für Flüchtlinge und hilft der Stadt nun mit Zuschüssen. Dieser Integrationsfonds sollte aufgestockt werden – hier kann gar nicht genug investiert werden. Wer keine andere Perspektive sieht, wird eher kriminell.