„Es wäre schon gut, wenn die Pfleger mehr Geld in der Tasche hätten und mehr Kollegen auf den Stationen.“

Es reicht ein kurzer Blick in die Kitas, Schulen und Pflegestationen dieses Landes, um zu sehen: Deutschland fährt auf Verschleiß. Gerade dort, wo sich der Wohlstand einer Gesellschaft zeigen müsste, bei den ganz Jungen und bei den Kranken und Alten, gerade dort droht der Personalkollaps. Alle drei Notstandslagen hätte man vermeiden können, es war absehbar, dass der Bedarf an Erziehern, Lehrern und Pflegern wächst. Aber warum ist so wenig passiert?

Es geht um die Frage, wofür ein Staat sein Geld ausgeben will. Und darum, welche Themen die Politik wirklich ernst nimmt. Kitas, Schulen und Pflege – diese Lebens- und Arbeitsbereiche galten lange als Privatsache der Frauen. Statt die Fürsorgefrage als existenzielle, als ethische und ökonomische Wohlstandsfrage zu behandeln, wurde sie als vermeintlich privates Wohlfühlthema in die Sonntagsreden eingeflochten.

Gerade bei der Pflege wäre es wohl noch lange so weitergegangen, hätten die etablierten Parteien nicht einen Warnschuss bekommen: Der neue Populismus von Rechts, die tiefe Distanz vieler Bürger zum Staat und seinen Vertretern haben auch damit zu tun, dass viele den Eindruck haben, die Regierung kümmere sich nicht um Alltagsprobleme.

Und nun? Wer das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates wieder stärken will, muss mehr liefern als ein zerknirschtes „Wir haben verstanden“. Es müssen spürbare Erfolge her. Mit Blick auf das Maßnahmenbündel der Regierung zur Bekämpfung des Pflegenotstands ist es zumindest ein wichtiges Signal, dass hier gleich zwei SPD- und ein CDU-Minister gemeinsam den Kopf für die Sache hinhalten. Sie müssen auch nicht gleich eine neue Fürsorgerepublik ausrufen. Es wäre schon gut, wenn die Pfleger mehr Geld in der Tasche hätten und mehr Kollegen auf den Stationen. Wer die Zahl der Kümmerer erhöhen will, muss genau das tun: sich mehr kümmern.