„Es wird eine Kunst sein, um Akzeptanz für Klimaschutz zu werben, und das ohne erhobenen Zeigefinger.“

Der Kompromiss, den die Kommission gefunden hat, mag Wünsche offenlassen. Trotzdem ist er politisch herausragend, ja vielleicht sogar historisch, denn er bindet alle wichtigen gesellschaftlichen Gruppen ein. Nicht alle sind glücklich mit dem Ergebnis, aber alle sind über ihren Schatten gesprungen, damit es am Ende zustande kommt. Das ist in einer Zeit, in der politische Scharfmacher und Clowns den Ton angeben, nicht selbstverständlich. Die Kommission hat gezeigt, was konstruktive und an der Sache orientierte Politik leisten kann, kurz: Wozu eine demokratische Gesellschaft fähig ist. Das mag etwas pathetisch sein, aber in diesen Zeiten muss man das einmal betonen. Inhaltlich hätten ehrgeizigere Ziele möglich sein können, klar. Aber das, was nun auf dem Tisch liegt, ist weitreichend. Setzen Bundesregierung, Bundestag und Bundesrat alles um, rückt Deutschland im Klimaschutz wieder international in die Spitzengruppe. Natürlich können wir die Erde damit allein nicht retten. Aber es ist trotzdem richtig, dass wir als Industrieland vorangehen. Denn: Wir profitieren selbst, und das nicht nur durch bessere Luft- und Lebensqualität. Die Technologie, mit der wir den Ausstieg aus der Atomenergie und den fossilen Energieträgern schaffen, lässt sich weltweit verkaufen. Wenn deutsche Firmen sie nicht liefern, sondern chinesische oder amerikanische, gefährdet das mittelfristig unseren Wohlstand. Die großen Energiekonzerne zum Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie zu bewegen war einfach. Deutlich schwerer ist es, jeden Bürger mitzunehmen. Der Streit um neue Windräder und Stromtrassen zeigt, welche Widerstände es gegen die Energiewende gibt. Je näher uns der Klimaschutz persönlich kommt, desto unbequemer wird er. Jeder aber wird dazu beitragen müssen. Es wird eine Kunst sein, trotzdem um Akzeptanz dafür zu werben, und das am besten ohne erhobenen Zeigefinger.