„Die Mütterrente, Betreuungsgeld – viele soziale Leistungen hat Seehofer entscheidend mit durchgesetzt.“

Verachtet mir die kleinen Leute nicht.“ Das war der letzte Wunsch in Seehofers Abschiedsrede. Er beschreibt den inneren Antrieb des Machtmenschen Seehofer, der Deutschland gespalten hat wie wenige Politiker. Wenn man zu Seehofers Zeit als CSU-Chef Bilanz ziehen will, ist die Frage, welchen Seehofer man beurteilen will. Den erfahrenen Minister und Sozialpolitiker? Den Parteichef, der für die CSU die absolute Mehrheit zurückeroberte? Oder den alten Parteilöwen, der am Ende unnötig Kraft in den Kampf mit der Kanzlerin und die Abwehr des jüngeren Nachfolgers im Revier verschwendete? Horst Seehofers größtes Verdienst ist sicher, dass er in allen Ämtern für den sozialen Ausgleich gekämpft hat. Das ist der rote Faden in seiner oft unberechenbaren Politik und vielleicht der Grund dafür, dass er mit dem Amt des Innenministers immer noch fremdelt. In einfachen Verhältnissen aufgewachsen, hatte Seehofer immer „die kleinen Leute“ im Blick. Die Mütterrente, Betreuungsgeld – viele soziale Leistungen hat Seehofer entscheidend mit durchgesetzt. Das war häufig teuer, aber sorgte für Stabilität im Land und gute Wahlergebnisse.

Unglücklich war Seehofers Rolle in der Flüchtlingspolitik, die zu einem politisch lebensgefährlichen Streit unter den Schwesterparteien führte. Es war der Anfang vom politischen Ende des CSU-Vorsitzenden Seehofer. Der Parteichef hatte – nach Fehlern Angela Merkels – die Backen zu sehr aufgeblasen und die eigene Meute zu stark gegen die Kanzlerin aufgestachelt. Am Ende wurde er von den Granden seiner Partei überrollt und musste den Rückzug einleiten.

Die Frage ist jetzt, wie lange Seehofer in seinem politischen Abklingbecken Innenministerium noch bestehen kann. Viel Unterstützung darf er von seinen Nachfolgern dort nicht erwarten. Für die aber gilt: Sie müssen es alle erst mal besser machen als Horst Seehofer.