„Eine Impfung zu empfehlen, die dann nicht für alle verfügbar ist, dürfte die Impf-Müdigkeit eher noch fördern.“

Im vergangenen Herbst haben die Gesundheitsämter massiv für die Grippe-Impfung geworben. War die Impfung lange nur für chronisch kranke oder alte Menschen empfohlen worden, sollten sich nun generell möglichst viele impfen lassen. Als Reaktion auf die schwere Grippewelle in der vergangenen Saison zahlten die Kassen erstmals den Vierfach-Impfstoff, der besseren Schutz bietet, aber auch teurer ist.

Eine gute Sache. Aber: Die Verteilung des Impfstoffes gelingt offenbar nur ungenügend. Das war nicht so schlimm, so lange die Gruppe derjenigen, die sich impfen lassen sollten, noch kleiner war. Aber wenn die Impf-Empfehlung nun für Jedermann gilt, ist es ein merkwürdiges Signal, wenn Patienten dann Praxis für Praxis abtelefonieren sollen, bis sie einen Arzt finden, der Impfstoff auf Lager hat. Diese Situation gab es im Herbst schon mal, jetzt ist es wieder so weit.

Die Grippesaison beginnt oft erst im Januar richtig und dauert bis ins Frühjahr. Man liest sogar Empfehlungen, eine spätere Impfung sei besser, weil der Schutz dann länger wirke. Logisch also, dass manch einer im Januar noch denkt, eine Impfung sei eine gute Idee. Zumal ja auch in vielen Praxen noch die Plakate hängen, die dafür werben. Auf Nachfrage heißt es dann: Sorry, Impfstoff ist aus.

Das ist mindestens ärgerlich. Viel wird über Impfmüdigkeit geklagt – zu Recht. Eine Impfung zu empfehlen, die dann nicht für alle verfügbar ist, dürfte die Müdigkeit aber eher noch fördern.