„Wenn die Lust zur Aufgabenbewältigung ob all der innerparteilichen Animositäten fehlt – dann sollte Deutschland eine neue Regierung wählen.“

Mit der weihnachtlichen Ruhe war es in der großen Koalition schnell vorbei: Nach dem Wechsel an der CDU-Spitze von Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Annegret Kramp-Karrenbauer ist die Partei alles andere als mit sich im Reinen. Sie diskutiert vielmehr die Einbindung des unterlegenen Kandidaten Friedrich Merz, ob als Minister, Kanzlerkandidat oder kommunaler Landeschef. Munteres Beruferaten auch bei der SPD. Wechselt Stephan Weil aus Hannover in die Hauptstadt? Oder schwenkt die SPD auf einen Linkskurs mit Kevin Kühnert an der Spitze? Nichts scheint mehr undenkbar bei den Genossen – sogar eine Rückkehr von Sigmar Gabriel oder Martin Schulz wird für möglich gehalten. Letzterer brachte jetzt noch eine Urwahl des SPD-Kanzlerkandidaten ins Gespräch. Und schwächt damit die ohnehin schon angeschlagene Parteichefin Andrea Nahles noch mehr.

Dieser Jahresausklang macht wenig Hoffnung. Geht es wirklich nur um Personal? Gerade das Jahr 2018 müsste den Parteien vor Augen geführt haben, was passiert, wenn Politik nur noch aus persönlichen Befindlichkeiten besteht. Nun ist besonders die Kanzlerin gefragt. Angela Merkel, vom CDU-Vorsitz befreit, muss sich nun mit aller Kraft ihrem Kabinett widmen. Und ihren Ministern, egal ob aus CDU, CSU oder SPD, klarmachen, dass sie einen Auftrag haben, auf den sie einen Eid geleistet haben: nämlich „die Kraft dem Wohle des deutschen Volkes“ zu widmen. Der drohende ungeordnete Brexit, ein möglicher Wirtschaftsabschwung, die Bekämpfung der Umweltverschmutzung (Plastik, Klima, Artensterben), Fachkräftemangel, Digitalstau, Pflegenotstand – die Liste kann beliebig erweitert werden.

Das sind die Aufgaben einer großen Koalition. Wenn allerdings die Lust zur Aufgabenbewältigung ob all der innerparteilichen Animositäten fehlt – dann, ja dann, sollte Deutschland 2019 eine neue Regierung wählen.