Kinder lieben Weihnachten. Sie haben ein Recht darauf, dass es ein Zauber wird.

Das glückliche Kind unter dem Tannenbaum, umringt von den lieben Eltern und Großeltern, im Hintergrund glänzen Geschenke, Kerzen, Idylle: Das Bild, das Werbung, Stimmung und Einkaufswahn in diesen Tagen vom Weihnachtsfest vermitteln, wünschen die meisten wohl für sich zu Hause, so kitschig es auch sein mag. Doch in vielen Familien geht es auch in diesen Tagen alles andere als idyllisch und friedlich zu. Not und Gewalt hören nicht einfach während der Festtage auf. Im Gegenteil: Weihnachten kann erst recht zum Drama werden, wenn Kindern zu Hause Kälte entgegenschlägt, wenn sie nicht geliebt werden und sie nicht sicher sind vor Schlägen und Missbrauch. Sie können gerade in dieser Weihnachtswoche, in der faktisch Stillstand herrscht, vor ihren Familien schlicht nicht fliehen.

Bei aller Sorge, die wir um unsere Kinder haben, bei allen Meldungen über Missbrauch in kirchlichen und öffentlichen Einrichtungen: Die Familie ist für Kinder der gefährlichste Ort. 80 bis 90 Prozent der Misshandlungen und Übergriffe kommen im privaten Umfeld vor. Täter sind Eltern, Stiefeltern, Verwandte, Freunde. Es wird vertuscht, verschwiegen, weggeschaut. Bis Fälle ans Licht gelangen, bis Nachbarn aufmerksam werden, Erzieherinnen oder Lehrer, muss viel geschehen. Die ­Opfer, die Kinder, stehen den Tätern oft ohnmächtig gegenüber. Handeln können vor allem die Eltern, denen per Grundgesetz das Recht und die Pflicht obliegt, ihr Kind zu hegen und zu pflegen. Die Eltern sind Subjekt, das Kind ist – gesetzlich gesehen – Objekt. Die Verankerung der Kinderrechte (Gewaltfreiheit, Fürsorge, Bildung, Erziehung) ins Grundgesetz könnte sie aus einer passiven in eine aktive Rolle heben.

Kinder lieben Weihnachten, können das Fest schon Wochen vorher nicht erwarten. Sie haben ein Recht darauf, dass es ein Zauber wird.