„Seit Kattowitz hat die Politik eine Ausrede weniger: Sie hat nun die Mittel in der Hand, etwas zu tun.“

Es war eine Weltpalaverkonferenz, die zu Ende ging. Wieder verlor sich die Staatengemeinschaft auf den letzten Metern im Kleinklein. Doch nun steht sie, die Betriebsanleitung für die Planetenrettung. Es ist eine neue Ära, denn Klimaschutz wird durch das Regelbuch vergleichbar und nachprüfbar. Und Schummeln schwerer.

Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass die Welt von dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen, meilenweit entfernt ist: Die Emissionen steigen. Deutschland zeigte in Kattowitz seine zwei Gesichter. Mit Geld und hervorragenden Diplomaten schlug es Brücken. Zuhause aber setzt sich die Bundesregierung für schwächere Klimaziele in Europa ein. Deutschland, weltweit größter Nutzer von Braunkohle, schiebt einen Beschluss zum Ausstieg aus der Kohle vor sich her, fordert aber auf dem UN-Klimagipfel mehr Ambitionen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Das geht nur mit weniger Kohle.

Wo bleibt der Mut der Politik, klar und deutlich zu sagen, dass Klimaschutz nun großer Anstrengungen bedarf? Wo bleibt die Unterstützung der Bundesregierung, wenn Umweltministerin Svenja Schulze für 2019 ein Klimaschutzgesetz ankündigt und schon jetzt auf Widerstand einiger Ressorts trifft? Und wo ist eigentlich – die Kanzlerin?

Greta Thunberg, die 15-jährige Schülerin aus Schweden, die jeden Freitag für den Klimaschutz demonstriert, sagte es den Delegierten ins Gesicht: „Im Jahr 2078 werde ich meinen 75. Geburtstag feiern. Vielleicht habe ich dann Kinder, die mich nach Euch fragen, warum Ihr nichts getan habt, als noch Zeit war, etwas zu tun.“ Seit Kattowitz hat die Politik eine Ausrede weniger: Sie hat nun die Mittel in der Hand, etwas zu tun.