„Das Theater als Ort handgemachter Geschichten und Live-Kommunikationsplattform hat’s schwer.“

Theater ist Bewegung. Von den Zuschauern ins Theater. Von den Künstlern auf die Zuschauer zu. Nur wenn beide Seiten in Bewegung sind, läuft’s. Die Bequemlichkeit ist groß in unseren Zeiten. Gute Musik gibt’s auf CD und im Stream, Action im Kino, Bewegung auf dem Laufband im Sportstudio und Diskussionen im Chat. Das Theater als Ort handgemachter Geschichten und Live-Kommunikationsplattform hat’s da schwer.

Bequem ist auch, wenn Theaterleute immer genau wissen, wie Kunst geht, und Zuschauer, wie eine Inszenierung auszusehen hat, nämlich so wie anno 1950. Das neue Staatstheater-Team um Generalintendantin Dagmar Schlingmann gibt sich erfreulich unideologisch. Das Publikum reagiert, so zeigen die Zahlen, noch immer zäh. Besonders im Musiktheater, das nun mal stets die größte Hütte zu füllen hat. Insofern gibt es ein Missverhältnis in der Werbung, wenn für ein Themenwochenende gleich pfundweise Prospekte rausgehen, für das Festival für Neue Musik „Notes“ aber gar keine. In Spielplänen und Plakaten fehlen die starken Bilder, die oft besser als viele Worte Stil und Richtung einer Inszenierung vermitteln.

Schnell würde offenbar, dass in Braunschweig die Musiktheater-Ästhetik nicht etwaig angesagten Trends nachläuft. Es gibt keinen Grund, sich hier alten Sehgewohnheiten anzubiedern. Egal, welches Genre: Wenn gut erzählt wird, die Darsteller ihre Charaktere ohne Posing beglaubigen, sind neue Lesarten Anlass für Entdeckungen und wohltuende innere Bewegung.