„98 Prozent der endoprothetisch versorgten Patienten sind mit dem Behandlungsergebnis zufrieden oder sogar sehr zufrieden.“

Montag, 21 Uhr im TV: In der Talk-Show „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg geht es um das Geschäft mit Medizin-Implantaten. Einen Tag zuvor startete die Kampagne eines internationalen Netzwerkes investigativer Journalisten unter Federführung der Süddeutschen Zeitung, des NDR und des WDR. In der Informations-Kampagne „Implant-Files“, die seit dem regional und überregional große mediale Aufmerksamkeit erfährt, wird folgendes thematisiert: Fehlerhafte Medizinprodukte, die immer häufiger zu Verletzungen oder gar Todesfällen führen, unzureichende Tests und Zulassungsverfahren. Auch von künstlichen Gelenken ist die Rede.

Zurück zur Talk-Show: Heiner Brand, Ex-Bundestrainer der Handball-Nationalmannschaft, bekam vor zehn Jahren ein künstliches Hüftgelenk, kann heute damit schmerzfrei Rad und Ski fahren. Bei einem anderen Talkgast dagegen führte der Einsatz einer künstlichen Hüftprothese zu einer Metallvergiftung durch Abrieb des Implantates – der Hersteller wehrt sich bis heute gegen die Schadenersatzforderung und hat gegen das entsprechende Urteil Berufung eingelegt.

Von 14.034 gemeldeten Fällen ist in der Kampagne die Rede, darunter Brustimplantate, Herzkatheter, Insulinpumpen – aber auch künstliche Gelenke. Wie sieht es nun konkret zum Thema Endoprothetik, also der Versorgung mit künstlichem Gelenkersatz aus? Jedes Jahr werden in Deutschland über 400.000 Patienten mit künstlichem Knie- oder Hüftgelenkersatz versorgt. Der Grund dafür ist meist ein krankhafter alters- oder belastungsbedingter Verschleiß der Knorpelschicht, der sogenannten Arthrose. Kliniken, die diese Eingriffe durchführen, können sich seit 2012 einem aufwendigen Prüfverfahren nach von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, kurz DGOOC, festgelegten Qualitätskriterien unterziehen und das endoCERT-Siegel als Endoprothetikzentrum oder Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung erhalten. Rund die Hälfte aller Kliniken, die derartige Eingriffe vornehmen, sind derzeit gemäß der Qualitätskriterien zertifiziert. In diesen Zentren ist sichergestellt, dass jeder Operateur genügend Routine und Erfahrung auch bei schwierigen Indikationen aufweist, sämtliche Prozesse klar strukturiert sind und die Versorgungsstruktur, z.B. durch Vorhaltung einer hohen Prothesenvielfalt, dazu geeignet ist, die größtmögliche Ergebnisqualität zu erzielen und damit eine hohe Zufriedenheit der Patienten zu erreichen.

Darüber hinaus sind alle Kliniken, die nach den Kriterien von endoCERT zertifiziert sind, dazu verpflichtet, am Endoprothesenregister Deutschland, EPRD, teilzunehmen. In diesem Register werden sämtliche endoprothetischen Eingriffe und die verwendeten Implantate gelistet. Seit 2012 sind jetzt, Stand November 2018, über 1.000.000 Knie- und Hüftgelenksersatzoperationen mit Art des Implantats, Operationsmethode und Ergebnisqualität erfasst. Mit Hilfe des Registers können Standzeiten der Implantate überprüft und der Werdegang der endoprothetischen Versorgung dokumentiert werden. Häufungen von Auffälligkeiten einzelner Prothesentypen werden dadurch rasch ersichtlich. Aufgrund der Erfahrungen mit dem EPRD entsteht mit dem erst kürzlich ins Leben gerufenen Nationalen Osteosyntheseregister zur Erfassung von Frakturen und metallischen Implantaten wie Schrauben oder Nägeln eine Dokumentation, mit der langfristig die Versorgungsqualität und die Komplikationsrate einzelner Implantate messbar sein wird. Durch diese bundesweiten Register, deren Teilnahme derzeit noch nicht für alle Kliniken verpflichtend ist, bieten die teilnehmenden Kliniken einen Mehrwert in Bezug auf die Behandlungsqualität bei der Versorgung mit Implantaten, eine transparente Dokumentation und somit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Patientensicherheit.

Auch wenn die „Implant-Files“ durchaus berechtigte Kritik an den Zulassungsverfahren beinhalten, muss doch ganz klar festgestellt werden, dass auf dem Gebiet der Endoprothetik Komplikationen durch fehlerhafte Implantate extrem selten sind. 98 Prozent der endoprothetisch versorgten Patienten sind mit dem Behandlungsergebnis zufrieden oder sogar sehr zufrieden – und diese hochzufriedene Klientel wird durch die aktuelle Berichterstattung extrem verunsichert.