„Bei allen Versäumnissen war die zu Ende gehende Merkel-Ära wirtschaftlich eine goldene.“

Wenn Historiker in ferner Zukunft in den Datenclouds wühlen und die Dekade von 2009 bis 2019 aufrufen, werden sie denken, was müssen das für glückliche und zufriedene Menschen damals in Deutschland gewesen sein. Während der Süden Europas noch immer unter den Folgen der Finanzkrise leidet, erlebte die größte Volkswirtschaft zehn fette Jahre Aufschwung nonstop. Fast Vollbeschäftigung, ein solidarischer Sozialstaat, dazu ein gutes Gesundheitssystem. Im nächsten Jahr schütten CDU, CSU und SPD ein Füllhorn weiterer sozialer Wohltaten über das Land aus. Viele Familien werden durch Kindergeld, bei Sozialbeiträgen und steuerlichen Maßnahmen um mehrere Hundert Euro bessergestellt.

Ja, die Spitzenkräfte der Koa­lition – allen voran Immer-noch-Innenminister Horst Seehofer – haben mit ihren machttaktischen Spielchen rund um Geflüchtete und den geschassten Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen selbst dafür gesorgt, dass die GroKo bei den Bürgern in Verruf geraten ist. Ob Union und SPD ihren Ehevertrag bis 2021 erfüllen, wird sich nach dem CDU-Parteitag in gut zwei Wochen zeigen, wo über die Nachfolge von Angela Merkel und den Kurs der Union entschieden wird. Dabei ist diese Regierung viel besser als ihr Ruf. Scholz hat zwar tief in die Trick­kiste beziehungsweise in milliardenschwere Rücklagen für Asyl- und Klimakosten gegriffen, um einen ausgeglichenen Haushalt ohne Neuverschuldung präsentieren zu können. In Wahrheit schimmert die schwarze Null bereits leicht rot. Dennoch steht Deutschland in Europa noch bärenstark da.

In der Flüchtlingsrücklage schlummern mehr als 20 Milliarden Euro, für Scholz eine Kriegskasse für die nächste Krise. Und die wird kommen. Die Bürger werden sich umgucken. Bei allen Versäumnissen war die zu Ende gehende Merkel-Ära wirtschaftlich eine goldene.