„Nun müssen die Genossen zeigen, wie ernst es ihnen wirklich ist. Nur drei Jahre vor der Kommunalwahl kippen sie die eigene Hausmacht.“

Das Aus fürs Mehrheitsbündnis von SPD, MBS und Grünen im Rat Salzgitters wirkt wie ein Kamikaze-Manöver mit offenem Ausgang zu Beginn schwierigster Etatberatungen. Die SPD, die trotz des drohenden Finanzdesasters jüngst noch millionenschwere Qualitätsverbesserungen für die Kitas mittrug und dafür den Rücktritt von Fraktions-Vize Stefan Klein kassierte, hat offenbar endlich verstanden: Es geht nur gemeinsam, nicht einsam. Die Zeiten demonstrativer Konfrontationskurse gegen den ungeliebten Oberbürgermeister Frank Klingebiel (CDU) sind vorbei. Die Lage war noch nie so ernst. Knapp 390 Millionen Euro Schulden und desaströser Einbruch bei den Gewerbesteuern von 58 Millionen Euro sind ein Menetekel, das nicht schönzureden ist.

Nun müssen die Genossen zeigen, wie ernst es ihnen wirklich ist. Nur drei Jahre vor der Kommunalwahl kippen sie die eigene Hausmacht, müssen wohl die von Klingebiel vorgeschlagenen Steuererhöhungen mittragen, bislang ein Tabu für die SPD. Auch langgehegte Prestige-Projekte wie die Seepromenade und der Bau eines Freibads stehen nun auf der Kippe. Gibt die SPD ihre seit 2011 gefestigte Vormachtstellung tatsächlich auf, um mit Rat und OB der Stadt Bestes zu erreichen? Der Preis ist hoch, das Risiko unkalkulierbar.

Doch die eigentliche Feuerprobe steht den Genossen noch bevor. Wie wollen sie einen Schmusekurs durchziehen, der schon im Frühjahr in der Nominierung eines Kandidaten gipfelt, der 2022 gegen OB Klingebiel antreten soll?