„Gewinnen die Republikaner, wird alles noch schlimmer. Dann hieße es: Trump außer Rand und Band.“

Halbzeitwahlen in Amerika produzieren meist schlechte Nachrichten für die Partei des Präsidenten – und ihn selbst. Der Wähler nutzt die alle zwei Jahre anberaumte Stimmungsprobe an der Urne traditionell für schmerzhafte Nasenstüber; in der Hoffnung, dass sich das Kraftzentrum der US-Politik, der Kongress, neu einpegelt. Seit ein Berater des Demokraten Bill Clinton 1992 den Spruch „It’s the economy, stupid“ geprägt hat, gilt als kapitalistische Gebrauchsweisheit: Die Lage der Wirtschaft überragt alle anderen Themen. So betrachtet, müssten Donald Trump und die Republikaner am Dienstag mit einem Erdrutschsieg rechnen: Die US-Wirtschaft boomt.

Allein, die Wirtschaftdaten übersetzen sich nicht in Anerkennung und Zustimmung für den Mann an der Spitze. Mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten hat die Nase voll einem Präsidenten, der Amerika an den Rand eines politisch-gesellschaftlichen Ermüdungsbruchs geführt hat. Wer nicht zu den Tausendprozentigen auf beiden Seiten zählt, ist nach (den Wahlkampf mit berechnet) bald dreieinhalb Jahren im Löwenkäfig mit Dompteur Donald ausgelaugt. 40 Prozent sehen das Land auf dem Pfad in einen neuen Bürgerkrieg. Ernsthaft.

Die Wahl am Dienstag wird zeigen, ob das Volk dem Extremisten im Weißen Haus Leitplanken setzt. Umfragen nach zu urteilen, ist der Verlust der republikanischen Mehrheit in einer der beiden Kongress-Kammer nicht unwahrscheinlich. Käme es so – das ist die Tragik des manövrierunfähigen Zwei-Parteien-Systems in den USA – bedeutete das nicht das Ende der ideologischen Besessenheit.

Eine Patt-Situation, die unter Vernunftbegabten zu Kompromissen führen würde, kann im schlimmsten Fall Trumps Neigung zu autokratischem Alleinregieren verstärken. Gewinnen die Republikaner, wird alles noch schlimmer. Dann hieße es: Trump außer Rand und Band.