“Hat die Anti-Atom-Bewegung ein strukturelles Problem, der breiten Öffentlichkeit den Sinn solcher Veranstaltungen näherzubringen?“

Asse leerräumen – Konrad aufgeben! Unter diesem Motto rollte am Samstag der Anti-Atom-Treck durch unsere Region, von Salzgitter bis nach Peine. Dass es friedlich blieb, ist natürlich positiv. Aber ansonsten? Ganz egal, wie man die Teilnehmerzahl genau schätzt: Das Interesse war bescheiden. Aufwand und Ertrag standen in einem unguten Verhältnis.

Hat die Anti-Atom-Bewegung ein strukturelles Problem, der breiten Öffentlichkeit den Sinn solcher Veranstaltungen näherzubringen? Oder erzeugt die Frage, wie die Endlagerung von radioaktivem Müll in Deutschland sicher und gerecht organisiert werden kann, nicht den Widerspruch, den die Atomkraftgegner im Vorfeld dieser und anderer Veranstaltungen immer wieder versuchen, heraufzubeschwören? Vielleicht trübt auch die eigene Überzeugung bei vielen Aktivisten den klaren Blick.

Es bleibt ein Widerspruch, dass der Atomausstieg des Jahres 2011 einerseits bejubelt wurde, andererseits aber die Konsequenzen, die diesen Weg zwangsläufig begleiten, geflissentlich ignoriert werden. Dass es auf diesem Weg „Raus aus der Atomenergie“ auch um die Fähigkeit geht, kompromissbereit zu sein – dieser Eindruck wird von dieser Klientel zu selten vermittelt. Atommüll, nein danke! Schon gar nicht vor meiner Haustür! Windräder, ja bitte, aber auch nicht hier! Stromtrassen, logisch, aber lieber beim Nachbarn. Die vielfach widersprüchlichen, oft auch undemokratischen Ansätze verstören mehr Bürger, als die Aktivisten wahrhaben wollen.