„Bleibt zu hoffen, dass deutsche Behörden mit Entschlossenheit gegenüber der Türkei vorgehen.“

Der Fall des Braunschweigers Hüseyin M. macht wütend. Die türkischen Sicherheitsbehörden halten den deutschen Staatsbürger mit türkischen Wurzeln seit Ende August in U-Haft fest. Offenbar völlig zu Unrecht. Er soll Präsident Erdogan 2014 und 2015 via Facebook als „Diktator“ und als „Kindermörder“ bezeichnet haben. Beweise finden sich dafür nicht. Nach deutschem Recht wäre der Vorfall längst verjährt.

Der Fall riecht geradezu nach türkischer Willkür. Hier soll offenbar ein Exempel statuiert werden. Ein Zeichen an die Millionen von Türken und Deutschen mit türkischen Wurzeln, die bei uns leben und ähnlich liberal denken wie Familie M. aus Salzgitter und Braunschweig. Wie ein Schwerverbrecher wurde Hüseyin M. behandelt, als eine Antiterroreinheit das Ferienhaus der Schwiegereltern im türkischen Kusadasi stürmte.

Der Familie gebührt Respekt. Der Bruder und die Ehefrau setzen von Deutschland aus alle Hebel in Bewegung. Sie kontaktierten Abgeordnete wie Sigmar Gabriel, das Auswärtige Amt und das Deutsche Generalkonsulat in der Türkei. Bleibt zu hoffen, dass deutsche Behörden mit Entschlossenheit gegenüber der Türkei vorgehen, sich für den Staatsbürger Hüseyin M. einsetzen. Die Familie ist bestens integriert, engagiert sich im Vereinswesen, geht in Deutschland zur Arbeit, zahlt Steuern.

Der Fall Hüseyin M. sollte allen Türkei-Urlaubern eine Warnung sein. Ebenso wie der Fall von Patrick K. aus Gießen. Der war im März in der Türkei wandern und betrat wohl eine militärische Sperrzone. Ihm drohen 20 Jahre Haft.