“Dabei dürfte den meisten Fans von „Monster Energy“ und vergleichbaren Getränken nicht klar sein, wie viel Zucker sie zu sich nehmen.“

Nimmt man Wetten und ­Youtube-Challenges einmal aus, gibt es wohl wenige Situationen, in denen Menschen 27 Zuckerwürfel – handelsüblich 16 mal 16 mal 11 Millimeter – auf einmal essen würden. Verpackt man dieselbe Menge allerdings in Flüssigkeit, zum Beispiel in einen halben Liter Energydrink, tun viele Menschen das täglich. Genuss ist auch eine Frage des Aggregatzustands. Dabei dürfte den meisten Fans von „Monster Energy“ und vergleichbaren Getränken nicht klar sein, wie viel Zucker sie zu sich nehmen – und wie sehr sich dadurch ihr Risiko für Bluthochdruck erhöht, für Diabetes und Adipositas.

Genau deshalb drängen Verbraucherschutzorganisationen wie Foodwatch immer wieder darauf, dass die Politik eingreift, zum Beispiel mit einer Zuckersteuer, die die Getränke teurer und den Kauf unattraktiver macht. Aber Ernährungsministerin Julia Klöckner ist kein Fan von zu vielen Regeln – sie setzt lieber auf Freiwilligkeit. Man kann, wenn man großzügig sein möchte, sagen, dass die Ministerin großes Vertrauen hat. Vertrauen, dass Konzerne ihr Handeln nicht ausschließlich an ihrer Bilanz orientieren, sondern auch eher abstrakte Überlegungen zum Gemeinwohl einbeziehen bei ihren Produktentwicklungen.

Vertrauen auch, dass eine Mehrheit der Kunden sich konsequent für langfristige gesundheitliche Vorteile und gegen schnellen Genuss entscheidet. Beides widerspricht allerdings den bisherigen Erfahrungen – auch Klöckners eigenen. Denn auf die Strategie der Freiwilligkeit setzt die Ministerin nicht nur, wenn es um Zucker geht, sondern zum Beispiel auch beim Tierwohl in der Landwirtschaft und bei der verständlichen Kennzeichnung von Inhaltsstoffen bei Lebensmitteln.

Der Erfolg? Bislang ausgesprochen begrenzt. Vielleicht wäre es also an der Zeit, die Linie zu wechseln. Vertrauen ist gut – feste Regeln sind besser.